10 Fragen an Top-Affiliates: Ingo Kamps

In unserer Interview-Reihe „10 Fragen an Top-Affiliates“ haben wir heute Ingo Kamps 10 Fragen gestellt. Ingo betreibt sehr erfolgreich das Shopping-Portal www.cheap-charlie.de und ist auch als Postview-Publisher sehr aktiv.

1. affiliateboy.de: Welches war Dein erstes Erlebnis mit Affiliate Marketing und wie lange bist Du schon Affiliate?

Ingo: Zum ersten Mal kam ich 1998 in Form des Amazon Partnerprogramms mit dem Thema Affiliate-Marketing in Berührung und fand diese neue Form des Marketings vom Start weg spannend. Zu der Zeit betreute ich die Websites einiger Musiker und konnte durch den CD-Verkauf ein paar wenige Sales im Monat generieren. Allerdings dauerte es noch lange, bis sich ein tragfähiges Geschäftsmodell  fand. Im Jahr 2003 lernte ich meinen Geschäftspartner Iven Marquardt kennen. Nachdem wir einige Geschäftsideen auf Basis von Suchmaschinen-Marketing getestet hatten, die durchaus eigenes Potential besaßen, rückte nach einiger Zeit dennoch wieder das Affiliate Marketing in den Mittelpunkt. So entstand Cheap-Charlie, das seit 2005 existiert. Zu Beginn handelte es sich primär um einen Test, der aber erfolgsversprechend begann. Die Kennzahlen, auf deren Basis wir in der Anfangszeit optimiert haben, stellten sich zwar mit zunehmender Erfahrung als gar nicht so aussagekräftig heraus wie anfangs angenommen. Erfreulicherweise stand uns aber früh ein kompetenter Ansprechpartner bei Zanox zur Verfügung,  mit dessen Hilfe wir die vorhandenen Daten schneller richtig deuten konnten. Und mittlerweile existiert Cheap-Charlie seit vier Jahren.

2. affiliateboy.de: Warst Du schon immer Selbständig oder hat sich das erst nach und nach ergeben?

Ingo: Das Ende des letzten Praxissemesters (bei der Nintendo of Europe GmbH) während  meines Studiums fiel zeitlich ungefähr mit dem ersten Online-Frühling zusammen, der kurz vor der Jahrtausendwende begann. Nachdem ich in meiner Heimatstadt zusammen mit einem Freund erste Gehversuche als Internet-Agentur unternommen hatte, erhielt ich Ende 2000 ein Angebot des damalig größten Webradios Deutschlands aus Berlin. Da ich Freunde in der Hauptstadt hatte und bereits früher mit einem Umzug in die Hauptstadt liebäugelte, nahm ich dieses Angebot an. Leider gingen bereits im August 2001 schon wieder die Lichter aus, da die Umsätze den Kostenapparat eines 24-stündigen Vollprogramms nicht ansatzweise decken konnten. Die Zeit danach war zunächst schwierig, da viele Unternehmen das Thema Online nach der gerade frisch geplatzten New-Economy-Blase nicht mal mit der Kneifzange anfassen wollten. Glücklicherweise verfügte ich noch über einige kleinere Online-Projekte für Künstler und Firmen, mit denen ich mich über Wasser halten konnte. Und ab Ende 2002 wurden auch schon wieder die ersten Silberstreife am Horizont sichtbar. Die Selbständigkeit war also nicht unbedingt geplant, es hat sich sukzessive so ergeben. Bereut habe ich den Schritt aber eigentlich nie.

3. affiliateboy.de: Würdest Du den Schritt in die Selbständigkeit wieder wagen und welche Tipps kannst Du meinen Lesern geben, die sich auch Selbständig machen wollen?

Ingo: Eine pauschale Beantwortung ist nicht leicht. Wenn man eine gute Idee hat und damit in absehbarer Zeit den Break-Even-Point erreichen kann, halte ich den Schritt in die Selbstständigkeit auf jeden Fall für bedenkenswert. Wenn man bereit ist, diese Idee dann auch noch mit Enthusiasmus zu verfolgen und dazu noch eine Portion Durchhaltewillen und Disziplin mitbringt, sind gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Selbständigkeit geschaffen. Gerade in der Anfangszeit bringt selbstbestimmtes Arbeiten jedoch eine Menge Entbehrungen mit sich – besonders für das Privatleben. Hier muss man sich überlegen, ob man das wirklich möchte. Ich persönlich habe – wie gesagt – den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut. Zweifel hat es zwischendurch aber dennoch  immer mal wieder gegeben. Als Tipp möchte ich auf die Gefahr hinweisen, sich in zu vielen simultanen Projekten zu verzetteln. Man sollte sich lieber auf wenige Top-Projekte mit USP konzentrieren und diese dafür konsequent vorantreiben.

4. affiliateboy.de: Wie generierst Du Deinen meisten Traffic? Über gute SEO-Platzierungen oder über SEM und was sind Deine Erfahrungen?

Ingo: SEM ist bei uns nach wie vor stark vertreten, wobei die Bedeutung in den letzten Monaten tendenziell etwas abgenommen hat.  Die Reichweitensteigerung der letzten Zeit entstammt primär dem SEO-Bereich. Mittlerweile halten sich beide Kanäle in etwa die Waage, demnächst wird SEO das Suchmaschinen-Marketing aber wohl vom ersten Platz verdrängen.

5. affiliateboy.de: Du bist ja mittlerweile auch als Postview-Publisher sehr aktiv. Wie sind Deine Erfahrungen mit Postview und was sagst Du den Kritikern dieser Methode?

Ingo: Die bisherigen Erfahrungen sind durchaus positiv und ich hoffe, dass sich dieses relativ neue Instrument weiter durchsetzt. Durch Postview Tracking werden die Advertiser in die Lage versetzt, auf sehr vielen Websites mit imagebildender Display Werbung präsent zu sein. Trotzdem kommen Sie in den Genuss einer rein performancebasierten Abrechnung – die Kosten für die Werbeschaltungen liegen ja beim Publisher. Und für den gibt es durchaus Schwierigkeiten zu überwinden: Es lassen sich  nicht alle Advertiser über einen Single-Skyscraper oder Vollbanner erfolgreich bewerben, was besonders bei kleineren Anbietern oft mit fehlender Markenbekanntheit zusammenhängt. Auch die Provisionsstruktur des Advertisers kann ein Hindernis für erfolgreiche Postview Tracking Kampagnen sein.

Auf Seite einiger Advertiser verstehe ich die Vorbehalte gegen Postview, da Missbrauchspotenzial natürlich gegeben ist. Entscheidend für den erfolgreichen Einsatz von Postview Tracking sind deshalb Transparenz, Vertrauen, klare Regeln und eine kontinuierliche, bilaterale Kommunikation. Unter dem Strich stellt Postview Tracking nämlich für beide Seiten eine sehr interessante Möglichkeit zum Ausbau der Partnerschaft da. Unsere bisherigen Tests in enger Abstimmung mit den Advertisern, Agenturen und Netzwerken haben  gezeigt, dass es zu keiner Kannibalisierung von Sales kommt, sondern das tatsächlich neue Reichweiten und damit auch neue Verkäufe generiert werden.

6. affiliateboy.de: Gibt es noch weitere Projekte, die Du betreust und mit denen Du Geld verdienst?

Ingo: Es gibt noch einige Projekte, wobei der Focus natürlich auf Cheap-Charlie liegt. Daneben bin ich außerhalb des klassischen Affiliate Marketings noch beratend für eine Handvoll Online-Projekte tätig.

7. affiliateboy.de: Wie schaut ein Alltag als Affiliate aus? Die meisten Menschen denken ja, ein Affiliate schläft bis Mittag, arbeitet eine Stunde und das wars. Ist das wirklich so?

Ingo: Nein, das ist definitiv falsch. Ich habe ganz normale Bürozeiten und arbeite auch gerne mal darüber hinaus. Cheap-Charlie vergleiche ich gerne mit einem Puzzle, das aus unendlich vielen Teilen besteht. Es fallen uns immer Optimierungs- und Erweiterungsmöglichkeiten ein, die wir dann am liebsten sofort umsetzen. Meine persönliche Herausforderung besteht sogar eher darin, eine vernünftige Work-Life Balance zu halten. Oft gelingt es mir, manchmal aber leider auch nicht.

8. affiliateboy.de: Theoretisch kann man ja als Affiliate überall auf der Welt arbeiten. Wäre ein Umzug ins Ausland für Dich denkbar?

Ingo: Denkbar ist vieles – ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, wenn auch nur sehr oberflächlich. Ich lebe in einer der spannendsten Städte Europas und fühle mich hier sehr wohl, daher ist mein Fernweh nicht so ausgeprägt. Außerdem ist die Arbeit vor dem Rechner ja nur eine Seite der Medaille. Wie wir nicht zuletzt auf der Affiliate Tactixx 2009 hören konnten, bedeutet Affiliate „Partner“ und so möchte ich es auch handhaben.  Das bedeutet, dass mir persönliche Treffen mit den verschiedenen Protagonisten (Advertiser, Netzwerke und Agenturen) sehr wichtig sind, um die Partnerschaft transparent und freundschaftlich zu gestalten. Aus dem Ausland lässt sich ein solches Vorgehen deutlich schwieriger realisieren.

9. affiliateboy.de: Mit welchen Trends rechnest Du im Affiliate Marketing für das kommende und das nächste Jahr?

Ingo: Grundsätzlich rechne ich mit einer positiven Entwicklung für das Affiliate Marketing – nicht zuletzt wegen des performancebasierten Ansatzes. Darüber hinaus ist vieles in Bewegung: Mobiles Affiliate Marketing, Postview Tracking und Cash back sind einige Themen, in denen großen Potenzial steckt. Welche Instrumente sich letztlich durchsetzen werden, lässt sich zu diesem Zeitpunkt leider nur schwer voraussagen.

10. affiliateboy.de: Ein letzter Satz an die affiliateboy.de-Leser?

Ingo: Wenn ich mehrere meiner Freunde sehe, die teilweise sehr unglücklich mit ihrem Job sind, haben wir es mit der Affiliate Branche doch gut getroffen. Bei uns gibt es spannende Entwicklungen in einer äußerst kreativen Branche, Wachstum auch in aktuellen Krisenzeiten, sehr angenehme Geschäftspartner und last but not least tolle Events. Seid mit Leidenschaft dabei  und seht die Advertiser als die Partner, mit denen Ihr eine Win-Win-Situation schaffen wollt.

affiliateboy.de: Ingo vielen Dank für das nette Interview.

© Stephanie Hofschlaeger/PIXELIO

Markus Kellermann
Markus Kellermannhttps://www.affiliateblog.de
Markus Kellermann ist bereits seit 1999 im Online-Marketing tätig und Geschäftsführender Gesellschafter der Digital-Marketing-Agentur xpose360 GmbH mit Sitz in Augsburg. Als Autor hat Markus Kellermann bereits eine Vielzahl von Artikeln in Fachmagazinen publiziert. Zudem organisiert er mit der Affiliate Conference, dem Affiliate Innovation Day und der Influencer Conference drei der bedeutendsten Online-Marketing-Veranstaltungen und betreibt neben dem Affiliate-Portal affiliateBLOG.de auch den Podcast Affiliate MusixX.
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