Unsere erfolgreiche Interview-Reihe führen wir heute fort mit einem Interview mit Dimitrios Haratsis, CEO bei AdClear.
Du gehörst zu den Urgesteinen der Online-Marketing-Szene. Von 2001 bis 2004 warst Du für den Vertrieb der Online-Marketing-Agentur eprofessional im Hamburg zuständig. War es zur damaligen Zeit schwierig die Kunden von der Vermarktung über Google und Affiliate-Marketing zu überzeugen?
Aus heutiger Sicht ist es unvorstellbar, dass Online Marketing nicht fester Bestandteil einer jeden Marketing Strategie ist, vielleicht der wichtigste. In den damaligen Zeiten ging es darum, überhaupt ein erstes Verständnis zu schaffen und die Kunden zu überzeugen, sich auf erste Tests einzulassen. Einerseits war es für jeden einfach Online Marketing zu “erklären”, schwierig allerdings Begeisterung zu entfachen. Der Vertrieb in diesen ersten Jahren war daher dominiert von beruflichen Quereinsteigern, welche telefonsicher und kontaktfreudig waren. Diese Zeiten sind endgültig passé.
Ab 2007 warst Du dann Vertriebsleiter beim Affiliate-Netzwerk Zanox und hast dabei die DACH-Region verantwortet. Was hat sich seit dieser Zeit im Affiliate-Marketing alles verändert?
Der Affiliate Marketing Markt der ersten Jahren war sehr konzentriert. Drei Netzwerke dominierten das Geschehen. Die heutige Landschaft ist hingegen sehr fragmentiert. Das hängt damit zusammen, dass die Werbetreibenden mehr und mehr auf der Suche nach flexiblen Lösungen sind und die großen Publisher kostengünstig einbinden wollen. Dies hat den Anbietern von Private Networks Lösungen Aufwind verschaffen. Es ist zugleich der Ausdruck für ein großes Problem in der Affiliate Industrie – das nicht eingelöste Longtail Versprechen: ein kleiner Pool von Publisher macht den Löwenanteil der Umsätze aus.
Was war Deine aufregendste Affiliate-Geschichte, die Du bei Zanox damals erlebt hast?
Die Einführung der PostView Währung. Im Jahr 2008 wurde eine neue Vermarktungs- und Verprovisionierungs-Einheit geschaffen. Diese hat für viel Furore, Diskussionen und leidenschaftliche Auseinandersetzungen gesorgt. Eine solche Diskussionsrunde fand in München statt, von Dir anmoderiert. Die Polemik und die hitzige Debatte dieses Abends bleibt bei mir lebhaft in Erinnerung und ist eine der intensivsten Erfahrungen auf einer Online Marketing “Bühne”.
Nach Deiner Zeit bei Zanox hast Du Dich mit Deinem Unternehmen AdClear selbständig gemacht. Was genau macht AdClear und wie positioniert Ihr Euch?
AdClear ist ein Technologie-Unternehmen mit dem Fokus der Customer Journey Analyse, der Entwicklung von Attributionsmodellen und der Optimierung im Online Marketing. AdClear positioniert sich als unabhängiger Anbieter mit einzigartigen Logiken zur Effizienzsteigerung im Online Marketing.
Das Thema Multi-Channel-Attribution wird ja immer beliebter und wichtiger für Unternehmen. Wie entwickelt sich derzeit der Markt?
Wir entwickeln uns mit großen Schritten weg vom monolitischen Last Cookie Wins Verfahren hin zu intelligenten, datengetriebenen Attributionsmodellen. Mehr und mehr Werbetreibenden nutzen solche datengetriebene Attributionsmodelle zur Steuerung im Online Marketing und zur Verprovisionierung im Affiliate Marketing. Lautsprecher Teufel ist eine aktuelle Case Study über eine intelligente Kopplung zwischen einer Attribution und der Echtzeit Verprovisionierung..
Welche Bedeutung hat das Multi-Channel-Tracking für das Affiliate-Marketing?
Eine datengetriebene Attribution, bedingt durch ein umfassendes Multichannel Tracking, ist die Grundlage für eine verursachungsgerechte Bezahlung der Publisher. Dadurch werden mehr Publisher in den Genuss einer Provision kommen und damit wird eine Diversität im Publisher Portofolio gewährleistet.
Wie sollte ein Merchant das Thema Customer-Journey konkret angehen und welche Tipps kannst Du Unternehmen geben, die nun damit beginnen möchten?
Zuerst eine kleine Tracking Historie aufbauen. Sobald dies der Fall ist, mit ersten Simulationen starten und damit ein Alternativbild zu Last Cookie Wins schaffen. Darauf basierend für all die Kanäle erste Budget-Reallokation treffen, welche unter Last Cookie Wins im Nachteil waren und für eine erste leistungsgerechte Betrachtung der Kanäle sorgen. Eine datengetriebene Attribution ist dann der nächste Schritt nach den ersten Simulation. Diese verschafft Einblicke, welche Online Metriken die Kaufabsicht eines Kunden erklären und ist die Grundlage für die Entwicklung von Progronseverfahren im programmatischen Einkauf.
Auf welche häufigen Fehler muss man sich als Unternehmen bei der Betrachtung der verschiedenen Touchpoints einstellen und wie kann man diese vermeiden?
Bei der Last Cookie Wins Attribution zu verharren ist der schlimmste Fehler…
Welche Trends siehst Du in den nächsten Jahren auf die Online-Branche und speziell auch die Affiliate-Branche zukommen und worauf sollte man sich vorbereiten?
- Crossdevice und Mobile Tracking als Bestandteil im Multichannel-Tracking
- Programmatischer Einkauf von Reichweiten und Entwicklung von Logiken zur intelligenten Steuerung
- Verprovisionierung auf Basis einer intelligenten Multiattribution
- Verschmelzung von 1st, 2nd und 3rd Party Daten zur intelligenten Dateninterpretation
Über Dimitrios Haratsis (AdClear GmbH)
Dimitrios Haratsis absolvierte im Jahr 1998 die Technische Universität in München (Dipl. Ing) und im Jahr 2000 bekam er den Master Titel in Madrid (MBA, Instituto de Empresa). Er ist seit 2001 im Bereich Performance Marketing tätig und hat hier fundierte Erfahrungen gesammelt. Zuletzt war er als Country Manager für zanox (DACH) tätig. Dimitrios Haratsis hat als geschäftsführender Gesellschafter die AdClear GmbH im Jahr 2011 mit gegründet und ist für die Bereiche Marketing und Vertrieb verantwortlich.
38 weitere Interviews mit Affiliate-Experten findet Ihr in der neuen Ausgabe des Buches “Affiliate Marketing INSIGHTS 2“