Das Affiliate Netzwerk Awin hat im Januar die Vier-Tage-Woche für alle Mitarbeiter in Deutschland eingeführt, nachdem dieses System in einigen Ländern schon erfolgreich umgesetzt wurde. Das Versprechen: Gleicher Lohn und gleiche Erreichbarkeit für Kunden. Das hört sich in der Theorie super an, aber wie wird das neue Modell organisatorisch in der Praxis umgesetzt und was sind die Hintergründe für diese mitarbeiterfreunliche Entscheidung?
Das wollten wir genauer erfahren und haben nachgefragt. David McLoughlin (Team Lead Agency Key Account Management bei Awin) hat sich Zeit genommen unsere Fragen zu beantworten.
Wie kam es zu der Entscheidung die 4-Tage-Woche einzuführen und was konkret erwartet ihr euch dadurch?
Awin hatte bereits vor drei Jahren erste Ideen für eine mitarbeiterzentrierte Vision und ein neues Arbeitszeitmodell. Wie bei vielen Unternehmen hat die Pandemie einige Konzepte beschleunigt – so auch unsere Vision einer 4-Tage-Woche. Wir wollten allen Mitarbeitern während der Pandemie möglichst viel Flexibilität bieten, um die Familie und das eigene Wohlbefinden zu unterstützen während wir weiterhin das Servicelevel für alle Kunden hochhalten. In unseren Mitarbeiterumfragen gaben 93% an, dass sie sich während der Pandemie von Awin unterstützt gefühlt haben. Nachdem wir die 4,5-Tage-Woche über 10 Monate erfolgreich testen konnten, erweitern wir die Pilotphase nun auf eine 4-Tage-Woche – sowohl um unseren Mitarbeitern mehr Zeit für sich und ihre Familien zu geben und auch das allgemeine Wohlbefinden und die Effizienz bei der Arbeit zu steigern.
Wurde sich an anderen Unternehmen orientiert, die die vier Tage Woche schon erfolgreich eingeführt haben?
Eine 4-Tage-Woche ist noch ein relativ neues Konzept – aber verschiedene Unternehmen rollen das Konzept in verschiedenen Länder aus. Zum Beispiel wird Unilever in Neuseeland in 2021 eine 4-Tage-Woche für alle Mitarbeiter einführen und Microsoft hat in 2019 eine Produktivitätssteigerung von 40% bei einer 4-Tage-Woche-Testphase gesehen. Ein konkretes Beispiel gab es aber nicht.
Wie wird das Ganze konkret umgesetzt? Hat jeder Mitarbeiter seine 4 festen Tage in der Woche oder wird hier innerhalb des Teams „durchgewechselt“ – ansonsten würde doch sicherlich jeder Montag oder Freitag für ein langes Wochenende bevorzugen. 😉
Ihr werdet überrascht sein – nicht jeder will einfach das Wochenende verlängern! Jedes Team hat verschiedene Voraussetzungen – Account Management hat ganz andere Stakeholder als die Buchhaltung – aus diesem Grund hat jedes Team für sich selbst definiert welche Ressourcen notwendig sind, um Ziele zu erreichen und den Support zu gewährleisten. Das kann also jedes Team komplett selbstständig entscheiden. Einige arbeiten mit einem Rotationsprinzip, sodass jeder bspw. mal Freitag frei nehmen kann. Bei kleineren Teams funktionieren fixe Tage super.
20% weniger Arbeit – bei gleichem Gehalt ?! Gibt es für die Mitarbeiter wirklich gar keine „Einschränkungen“?
So ist es! Es wird natürlich immer mal Phasen geben, wo eine 5-Tage-Anwesenheit notwendig ist – z.B. bei Messen, Black Friday usw. Das sollen aber Ausnahmen bleiben, sodass eine 4-Tage-Woche für jeden Mitarbeiter die Regel ist. Es geht jedoch nicht rein darum, dass Mitarbeiter einfach 20% weniger arbeiten. Wir sind überzeugt und es wurde auch in Studien nachgewiesen, dass glückliche Mitarbeiter produktiver und effektiver arbeiten – und so weiterhin qualitativ hochwertige Arbeit abliefern, jedoch in kürzerer Zeit. Die Work-Life-Balance wird also allgemein enorm gesteigert.
Thema Produktivität: Geht ihr davon aus, dass die einzelnen Mitarbeiter den Arbeitsumfang nach wie vor erfüllen können? Wenn ja, was wird dafür getan (z. B. weniger Meetings o. Ä.)?
Absolut, unsere internen und externen Stakeholder werden keinen Unterscheid in der Supportqualität merken. In den letzten Monaten haben wir verschiedene Prozesse analysiert und anhand der Ergebnisse verschiedene Effizienz-Maßnahmen eingeführt – zum Beispiel Reportings durch verschiedene Tools zu automatisieren, interne Prozesse und Projektmanagement durch Tools wie Asana zu unterstützen – und ja, ebenfalls Richtlinien für interne Meetings. Wir nutzen also schon länger agile Methoden und werden diese stetig ausbauen. Ganz getreu dem Motto „Work smarter, not harder“.
Vorrang hat stets, dass wir unseren Partner den besten Service liefern. Wir werden also im Laufe der Pilotphase weiterhin Schrauben drehen, um Prozesse zu verschlanken und Automatisierungen voranzutreiben. So wollen wir der Partner der Wahl für alle Affiliate-Partner bleiben.
Wie stellt ihr sicher, dass ihr jederzeit bei dringenden Themen reagieren könnt, beispielsweise bei dem Klassiker „Trackingproblem am Freitagnachmittag“? Gibt es eine „Notfall-Besetzung“?
Jedes Team stellt sicher, dass es immer ausreichend Ressourcen gibt, um auf dringende Themen reagieren zu können – aus diesem Grund würde ich das nicht „Notfall-Besetzung“ nennen. Wenn am Freitagnachmittag kurz vor Feierabend ein dringende Anfrage zum Tracking aufkommt, werden sich – wie gewohnt – Account Management Teams und ggf. technische Teams koordinieren, um das Problem schnellstmöglich zu lösen. Themen werden also auf das ganze Team aufgeteilt, sodass jeder jederzeit übernehmen kann.
Und zu guter Letzt: wie sieht der Awin-Ausblick auf das Affiliate-Marketing Jahr 2021 aus?
2020 war für viele Player außerhalb der Branche ein großer „Aha-Moment“ und hat gezeigt, wie wertvoll ein messbarer und ROI-starker Affiliate-Kanal ist. Wir erwarten weiterhin Wachstum für Advertiser, als auch für Publisher-Modelle, die bis jetzt wenig Berührungspunkte mit Affiliate hatten. Awin Access ist ein super Beispiel dafür, welches Potenzial in dem Kanal steckt, wenn wir uns neuen Zielgruppen öffnen.
Danke David für deine Zeit und die spannenden Insights! Wir wünschen euch viel Erfolg in der weiteren Umsetzung.
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