Recap Affiliate Conference DIGITAL – Tag 1

Am 08. und 09. März fand die Affiliate Conference zum ersten Mal als digitale Konferenz statt. Nachdem die eigentliche Konferenz aufgrund der Pandemie zwei Mal verschoben wurde, war es dem Veranstalter Markus Kellermann und seinem Team der xpose360 GmbH sehr wichtig, jetzt endlich eine Plattform zu schaffen, auf der sich die Branche nach über einem Jahr Corona wieder austauschen und vernetzen kann.

Getreu dem Motto „Affiliate Marketing is Peoples‘ Business“ sollte es aber keine reine Webinar-Veranstaltung werden. Das Ziel war es, das typische Konferenz-Feeling in die Homeoffices der Teilnehmer zu holen. Dafür wurden im Vorfeld Goodiebags verschickt und neben einer Live-Stage, Moderation, qualitativ hochwertigen Vorträgen und Workshops gab es auch einen Ausstellerbereich und viele Networking Möglichkeiten mit einzelnen Session-Räumen wie z.B. Travel, Retail oder auch Datenschutz & Tracking. So wurden alle Elemente der klassischen Affiliate Conference ins Digitale übertragen.

An beiden Event-Tagen waren über 400 Leute aus 18 verschiedenen Ländern der Branche dabei, haben sich weitergebildet und ausgetauscht. Da in diesem Jahr die Vorträge und Workshops auf zwei Tage aufgeteilt wurden, haben wir in diesem Recap die Highlights des ersten Conference-Tages für euch zusammengefasst. Hier hatten die Speaker die Möglichkeit, auf der Bühne im Studio – mit einem negativen Coronatest – oder von zu Hause aus zu präsentieren.

1. Keynote: SO TICKT DER KUNDE – Psychologie für mehr Umsatz – Dipl.-Psychologe Rolf Schmiel

Der erste digitale Life-Vortrag zum Auftakt der Affiliate Conference DIGITAL hält einer der bekanntesten Psychologen Deutschlands: Dipl.-Psychologe Rolf Schmiel. Er bringt neue Ideen und Impulse mit, die zusätzliche Umsatzchancen bringen. Denn Psychologie ist in Zeiten von Hightech der Schlüssel zum Umsatz.

Dabei greift er auf Impulse der Verhaltenstherapie, Paartherapie und Gesprächstherapie zurück und gibt gleich konkrete Tipps an die Hand:

  • Wenn Du mit aktuellen Ergebnissen nicht zufrieden bist, hinterfrage Dich selbst und hol Dir Feedback von außen.
  • Veränderte Ergebnisse im Leben entstehen nur durch verändertes Verhalten.
  • Um an das Wissen über das Unbewusste deiner Kunden zu kommen, muss Du mit dem Kunden tatsächlich ins Gespräch kommen.

Dafür zeigt er sieben Schlagwörter bzw. Psychohacks, die man kennen und für sich nutzen kann. Denn sie sind die Grundlage für psychologische Kommunikation im Netz und haben nachweislich Einfluss auf menschliches Verhalten und führen zu mehr Umsatz:

  1. Reziprozität
  2. Sympathie
  3. Autorität
  4. Bewährtheit
  5. Knappheit
  6. Konsistenz
  7. Zugehörigkeit

Wer diese sieben Schlagworte nicht kennt und für sich nutzt, verschenkt Umsatzpotenzial. Lange ging man bei der Entwicklung von Marketingstrategien und in der Betriebswirtschaft vom Homo oeconomicus aus, der vernünftige Entscheidungen trifft. Doch die Psychologie beweist das Gegenteil. Es ist nicht die Ratio und Information, die uns zu Entscheidungen treibt, sondern immer die Emotion.

Aber nicht jeder Konsument ist gleich. Daher sollte man einen genauen Blick auf das Unbewusste werfen. Das tiefergehende Innere hat einen großen Einfluss auf das heutige Verhalten.

Dabei sollte man nicht nur auf repräsentative Umfragen zurückgreifen, denn diese erfassen selten den Kern der Realität. Neue Analysen, wie tiefenpsychologische Marktforschungen und emotionsbasierte Untersuchungen können dabei helfen. Denn auch emotionale KPIs wie z.B. Sympathie, Attraktion und Vertrauen sind entscheidend.

Fazit: Psychologie für sich selbst und das eigene Business ernst nehmen, denn der Umsatz entscheidet sich nicht nur im Algorithmus, sondern auch in der Menschenkenntnis. Nicht nur oberflächliche Infos sammeln, sondern selbst hinterfragen, Feedback einholen und aus den Impulsen konkrete Handlungsschritte machen.

Das Video mit dem vollständigen Beitrag von Rolf Schmiel steht allen Mitgliedern des Affiliate Conference CLUB kostenlos zu Verfügung.

2. Wie Affiliate Marketing zu einem Motor des nachhaltigen Konsums werden kann – Dr. Meike Gebhard, Utopia

Viele fragen sich oft, wie sie ihren eigenen Konsum nachhaltiger gestalten können. Diese Gedanken macht man sich nicht nur beim Einkaufen im Supermarkt, sondern auch beim Online-Shopping.

Nachhaltiges Leben und Einkaufen ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ist in den letzten Jahren zu einem, wenn nicht sogar zu dem Megatrend geworden. In ihrem Vortrag zeigt Frau Dr. Gebhard die Aspekte des nachhaltigen Online-Shoppings auf. User legen nicht nur Wert auf nachhaltige Lebensmittel, sondern versuchen auch in Bereichen wie zum Beispiel Kleidung oder Fortbewegung einen besseren ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.

Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten konnte auch durch die aktuell anhaltende Pandemie nicht gestoppt werden. Dies zeigt, dass die Hauptzielgruppe (Digital Natives = Sustainable Natives) ihren Lebensstil sehr ernst nimmt und es nicht nur ein vergängliches Thema ist.

Neben den klassischen Branchen, erkennen aktuell auch Fintech Unternehmen, dass sie ihr Geschäftsmodell neu ausrichten müssen. So gibt es immer mehr Banken, die ihre Kontomodelle auf eine nachhaltige Alternative umstellen.

Dr. Meike Gebhardt geht zum Schluss auch auf die Trends ein, die ihrer Meinung nach in der nächsten Zeit interessant werden könnten. Ein wichtiges Thema betrifft die Benutzeroberfläche der Online-Shops beziehungsweise auch die Anwendung. Ein „grüner Filter“ kann den Konsumenten dabei helfen, das richtige Produkt für sich zu finden.

Damit Advertiser konkurrenzfähig bleiben können, sollten sie ihr Produktportfolio und die Ausrichtung ihres Unternehmens analysieren und überdenken.

3. Affiliate Marketing als erfolgreichster Kanal im Online Marketing-Mix – Hakan Özal, financeAds

Hakan Özal, Geschäftsführer des Affiliate-Netzwerks finaceAds, sprach in seiner Präsentation über die Bedeutsamkeit des Affiliate Marketings in einem erfolgreichen Online-Marketing-Mix.

Die 4 Ps (Product, Price, Place, Promotion) spielen beim Online-Marketing-Mix eine ebenso große Rolle wie der ROI (Return of Invest). Beim ROI sollte man sich immer zwei Fragen stellen:

  1. Wie definiert man seine Selbstkosten?
  2. Wie bewertet man seinen Umsatz/Erfolg?

Etwas genauer ausgedrückt, sollte man sich also zum einen darüber Gedanken machen, wie und wann man eine Transaktion einem einzelnen Kanal zuordnet und zum anderen wie man diesen Beitrag anderen Kanälen gegenüber bewertet – Stichwort „Touchpoints“.

SEA vs. Affiliate Marketing

Google Ads ist bei Advertisern ein beliebtes Tool, um möglichst reichweitenstark neue Kunden zu gewinnen. Neben der einfachen Handhabung ist schnell ersichtlich welches Budget investiert und welcher Umsatz damit generiert wurde. So kann schnell der falsche Eindruck entstehen, dass SEA effizienter ist als Affiliate Marketing. Jedoch werden die Zahlen selten hinterfragt. Wieso klicken die User auf die Google Werbung und wie hoch ist der Anteil der „Brand-Suche“? Wird dies getrennt betrachtet?
Erst wenn man sich diese Fragen stellt, ist eine faire ROI-Betrachtung möglich. Advertisern sollten sich bewusst sein, wie viel sie ein Klick auf ein generisches Keyword kostet, ohne einen vorherigen Touchpoint mit dem User zu haben.

SEO vs. Affiliate Marketing

Nach wie vor ist SEO die Königsklasse des Online Marketings. Jeder Advertiser sollte darauf achten, die Texte seiner Website entsprechend der gängigen Suchmaschinen zu optimieren, um langfristig organischen Traffic zu generieren. Allerdings stößt man bei den Optimierungen irgendwann an Grenzen, die sich wunderbar durch Affiliate Marketing ausbauen lassen. Essenziell sind hierbei Kooperationen mit SEO-Partnern, um den Content und die Reichweite des Advertisers zu erhöhen. Somit lässt sich auch die Performance neuer Inhalte messbar machen. Deshalb sollte SEO-Marketing nicht ohne Affiliate Marketing betrachtet werden.

Bannerwerbung vs. Affiliate Marketing

Inzwischen lässt sich Bannerwerbung sehr günstig einkaufen. Nur wenn es um die Messbarkeit geht, stößt man auf Problematiken wie zum Beispiel „Banner-Blindness“. Das bedeutet, dass User beim Besuch einer Website Werbebanner bewusst oder unbewusst ignorieren.
Aktuell kann man über Retargeting mit Bannern noch gute Erfolge erzielen. Besonders im Affiliate Marketing gibt es einige Partner, die auf reiner CPO-Basis arbeiten oder bei denen ein Hybridmodell aus TKP und CPO möglich ist. Somit lassen sich Display-Kampagnen genauer aussteuern und ihre Performance wird messbar.

E-Mail Marketing vs. Affiliate Marketing

E-Mail Marketing zählt zu den klassischen Push-Kanälen, welche durchaus inkrementelle Sales erzielen. Allerdings werden einige Verteiler mit teuren TKPs gehandelt aufgrund der hohen Anzahl der Empfänger. Jedoch bleibt die Conversion sehr überschaubar oder findet nicht statt. Mithilfe der richtigen Affiliate Partner lässt sich das Risiko minimieren und die Performance maximieren. Durch ein Hybridmodell lässt sich der TKP senken und E-Mail-Kampagnen erfolgsorientierter aussteuern. Um den ROI solcher Kampagnen fair zu beurteilen, sollte man sowohl den inkrementellen Beitrag als auch den Brandig-Effekt in Betracht ziehen.

Branding vs. Affiliate Marketing

Branding über TV, Print oder Sponsoring ist weiterhin bei Marketer sehr beliebt. Getreu dem Motto „Hauptsache Branding“ wird viel in die Kanäle investiert und Kosten scheinen keine Rolle zu spielen. Allerdings fällt die Messbarkeit der Erfolge über Branding-Kanäle immer geringer aus. Dabei werden die hohen Kosten kaum hinterfragt. Somit wird der ROI immer negativ sein, da die Kosten viel zu hoch sind für eine Performance-Bewertung.

Fazit: Es sollte immer eine konkrete Abgrenzung und Betrachtung der Abhängigkeiten zwischen den Kanälen erfolgen. Eine Vernachlässigung des Affiliate Kanals kann negative Auswirkungen haben, vor allem auf die Brand. Deshalb empfiehlt es sich nach Synergien Ausschau zu halten und diese mit geeigneten Publisher-Modellen zu verknüpfen. Dadurch wird Affiliate Marketing zum erfolgreichsten Kanal auf Performance-Basis!

4.  From Zero To Hero – Philipp Westermeyer, OMR

Da Philipp Westermeyer am Event-Tag spontan nicht teilnehmen konnte, wurde das Interview zwischen ihm und Markus Kellermann aufgezeichnet – was der Unterhaltsamkeit allerdings keinen Abbruch tat.
Philipp Westermeyer erzählte über seine Anfänge mit den Affiliate-Unternehmen Adyard und Metrigo, die später erfolgreich verkauft wurden und wie er in den Folgejahren mit OMR ein neues Imperium aufgebaut hat.
Schon in den ersten Jahren als Gründer hat er OMR als Hobby gestartet, indem er u.a. Seminare angeboten hatte. Am erfolgreichsten läuft aktuell der Podcast-Bereich bei OMR und das Review-Geschäft (Software-Bewertungsplattform) läuft langsam an.

Zu seiner Zeit als Affiliate blieben Philipp besonders die Publisher-Events in Erinnerung, zu denen er von Advertisern eingeladen wurde. Das sei ja sein Job gewesen, den er ohnehin gemacht hätte. Aber es war toll, dass das von den Advertisern so wertgeschätzt wurde!
Affiliate Marketing kann nach Philipp Westermeyers Meinung eine gute Alternative zu den GAFA Plattformen sein, allerdings nicht als einziges Standbein.

Zum Abschluss noch zwei Tipps von Philipp:

  • Nehmt Produktbewertungen ernst und gebt ihnen einen hohen Stellenwert
  • Überlegt euch, ob Memes eine Advertising-Möglichkeit für euch sein könnte!

5.  5+1 Tipps zum Performance-Boost eines Partnerprogramms – Malte Hannig, xpose360 GmbH

Malte Hannig, Teamleiter bei der Agentur xpose360 GmbH, hatte einen Vortrag mit Praxistipps für Advertiser und Agenturen mit im Gepäck. Hier gleich seine Punkte & Learnings, wie man Klicks, Umsätze und Partnerschaften ausbauen kann

1 .Kenne die Top-Affiliates

„80/20 Regel“ (80 % des Umsatzes wird durch 20 % der Affiliates generiert) aufbrechen: Gliedert eure Publisher in Verticals (Cashback, Gutschein, Content usw.) und kennt in jedem Bereich mindestens die fünf wichtigsten Partner.

2. Nutze externes Know-How

Wenn du mal nicht weiter weißt oder neues Terrain betrittst, hol dir Hilfe von außen: Öffentliche Affiliate-Netzwerke können dich z.B. durch Branchen-Benchmarks, Tipps zur Internationalisierung unterstützen oder mit Publisher-Vorschlägen versorgen.

3. Scouting mit SEO-Tools

Um neue Partner zu finden, nutze nicht nur die Google Suche oder die Suche in den Netzwerken. Stattdessen solltest du systematisch SEO-Tools nutzen um wichtige Keywords mit relevantem Suchvolumen zu identifizieren und dazu passende Seiten zu finden.

4. Aktionsplanung

Plane zu Beginn des Jahres schon das komplette Jahr – zumindest grob: Was sind saisonale Highlights und welche Aktionen könnt ihr mit Affiliate-Partnern dazu planen? Alle Aktionen solltet ihr in einem Aktionsplan dokumentieren und auswerten, um zu wissen, welche Aktionen erfolgreich waren und welche nicht.

5. Performance im Blick

Habe immer die Performance im Blick, von grob bis ins Detail: Auf Monatsbasis bis hin zur Tagesbasis, von allen Publishern bis hin zum einzelnen Publisher. Neben den Statistiken in den Netzwerken kannst du via API die Daten auch in ein DWH laden oder in externe Tracking-Tools.

+1 Zusatztipp: Versetze dich in die Lage der Affiliates

Begegne deinen Affiliates partnerschaftlich und habe im Auge, was diese wünschen: Sichere Einnahmen, ein sicheres Tracking (Stichwort 1st-Party und Server-to-Server), rechtzeitige Aktionsplanung mit Vorlaufzeit und exklusive Angebote für ihre User.

6. Der wahre Wert von Affiliate-Strategien in der Customer-Journey – Matthias Cada, Exactag

Gleich zu Beginn des Vortrags von Matthias Cada wurde festgehalten, dass Customer Journey Tracking auch in der großen Trend Report Umfrage des affiliateblog als wichtigstes Trend-Thema für 2021 ernannt wurde. 

Exactag als neutraler Technologieanbieter hat auf Grundlage des Kundenstamms eine repräsentative Marktstudie zusammengestellt. Die Highlights aus der Studie stellt Matthias in seinem Vortrag vor. 

Eine Grund-Erkenntnis ist, dass Customer Journeys lang, heterogen & Device-übergreifend sind. Zur Veranschaulichung der Komplexität und der unterschiedlichen Wertbeiträge, die letztendlich zur Conversion führen, hat Matthias das Beispiel eines Eishockey-Teams genannt. Nicht nur der letzte Spieler ist für das Tor verantwortlich, sondern auch die Spieler, die das Tor vorbereiten.  

Im Vergleich von 2019 zu 2020 wird deutlich, dass es große Branchenunterschiede im Hinblick auf die durchschnittlichen Tage und die durchschnittliche Anzahl an Touchpoints, die es bis zu einer Conversion braucht, gibt.
Beispielsweise ist die durchschnittliche Anzahl der Touchpoints in der Travel-Branche vergleichsweise gering, während die durchschnittlichen Tage bis zu einer Conversion hoch sind. Im Retail-Bereich hingegen ist die Anzahl der Touchpoints sehr hoch und die Anzahl der Tage bis zur Conversion in der Finanz-Branche sind im Vergleich zu den anderen Branchen gering. 

Trotz starkem Traffic-Anstieg durch die Pandemie ist ein E-Commerce Boom mit 15% Wachstum im Year over Year Vergleich zu verzeichnen. Und das obwohl große Branchen, wie die Travel-Branche, den Umständen geschuldet, 28% Performance einbüßen musste. Diese Einbußen wurden vor allem von der Retail-Branche aufgefangen. 

Ein Überblick über die Segmente-Verteilung nach Klicks für 2020 zeigt, dass die „Gewinner“-Segmente der Pandemie mit mehr Klick-Traffic Content (+19%), Loyalty (+26%) und Gutschein (+60%) sind. Private Networks, Preisvergleich & Display haben Traffic im YoY-Vergleich verloren. 

 Ein weiterer, spannender Insight ist die Steigerung der Affiliate-Klick-Effektivität (Click/Conversion) um 8% während des gleichzeitigen Rückgangs im YoY Vergleich um 16%. Demnach sieht Matthias ein sehr großes Volumen-Potential über Affiliate im Vergleich zu Paid Media und organischem Traffic. Affiliates performen durchschnittlich stärker im Vergleich zu anderen Paid Media Kanälen und das auch in einer dynamischen Betrachtung. 

In der Betrachtung des Conversion-Shares bezogen auf die Segmente haben Loyalty/Cashback mit ca. 50% das größte Wachstum zu verzeichnen. Danach folgt Gutschein mit 28%. Content hat im Conversion-Share hingegen um 42% im Vergleich zum Vorjahr abgenommen, liefert in der attribuierten Betrachtung jedoch trotzdem initiale Beiträge zum Kaufabschluss, wie wir beim Wachstum der Klick-Anteile gesehen haben.  

Das Fazit von Matthias‘ Vortrag lautet folgendermaßen: 

  •  Corona ist ein Volumen-Treiber, jedoch mit starken Streuverlusten (Rückgang Effektivität) 
  •  Affiliate Skalierung durch Netzwerke und differenziertes Targeting 
  •  „Loyalty is high potential“, Wachstum bei geringem Streuverlust 
  •  Content konnte Wachstum in Demand, nicht in Performance umwandeln 
  •  Gutscheine sind weiterhin konstant performant 
  •  Segmentation ist wichtig und im Tracking auch abzubilden, um gezielt auswerten und optimieren zu können 

7. Hybrides Partnermarketing – Best Practices im Aufbau eines hybriden Partner Marketing Modells – Christian Kleinsorge, Ingenious Technologies

“Wie wird sich das Partner Marketing in Zukunft entwickeln?“
Mit dieser Frage hat sich Christian Kleinsorge in seinem Vortrag zum Hybriden Partnermarketing auseinandergesetzt. Um diese Frage beantworten zu können, analysierte Christian zu Beginn die aktuelle Marktsituation der Affiliate Netzwerke im DACH Bereich und nannte die wichtigsten Public Networks (z.B. AWIN, financeAds, Tradedoubler, etc.), je nach Größenordnung, Industrie und der Relevanz des Advertisers.
Auf diesen Aussagen basierend empfiehlt Christian Advertisern, sich bei der Auswahl des Netzwerks vorab mit Themen wie beispielsweise den Interessenskonflikten der einzelnen Netzwerke oder der richtigen Formulierung der eigenen Partner Strategien und Ziel KPIs ausführlich auseinander zu setzen. Im Optimalfall sollte das Hybrid Partnermarketing eine Kombination aus einem Private & einem Public Network sein, so Christian in seinem Vortrag.

Grundvoraussetzung für das hybride Partnermarketing ist neben der Auswahl des richtigen Netzwerks, die Tracking Qualität. Hier sollte eine solide Basis (First-Party Tracking, Serverseitiges Tracking, etc.) geschaffen werden, um eine hohe Datenqualität liefern zu können. Darauf aufbauend sollte eine zentrale Datenplattform geschaffen werden, um anhand der KPIs die Top-Performer zu identifizieren und die eigene Performance bewerten und optimieren zu können.

Im Hinblick auf die Trends, wie das serverseitige Tracking als Standard, weitere Internationalisierung des Wettbewerbs und das immer strategischer werdende Partner Marketing, leitet Christian folgende Erfolgsfaktoren ab:

  • Langfristige Planung und strategische Zielsetzung für Partner
  • Treffen eigener Entscheidungen
  • Einheitliche Tracking Basis für die einzelnen Partnerschaften
  • Stückweise Reduzierung von Abhängigkeiten

8. Inkrementelle Sales im Affiliate-Marketing – Mythen wissenschaftlich untersucht – Daniel Enders, Blue Summit

Statistiken sind das halbe Leben. So oder so ähnlich könnte man den Vortrag von Daniel Enders auf der Affiliate Conference Digital 2021 zusammenfassen. Doch was können wir aus datengetriebenen Statistiken lernen und wie wendet man diese richtig an?
Folgend eine Übersicht der präsentierten Punkte.

Wichtig vorab: Alle genannten Ergebnisse sind nicht repräsentativ und dienen rein zur Veranschaulichung der Möglichkeiten.

Ziel von wissenschaftlichen Betrachtungen ist es, aus Mythen Fakten zu schaffen. Und genau dafür benötigt man die Forschung. Grob zusammengefasst kann man sagen, dass eine strukturierte Vorgehensweise wie folgt unterteilt sein sollte:

  1. Forschungsfrage (inkl. Hypothesenbildung)
  2. Stand der Forschung (Status Quo / Theorie)
  3. Datenerhebung (Auswahl der Methodik, Alphafehler-Prinzip)
  4. Datenanalyse (Statistik)

Doch warum der ganze Aufwand? Die Statistik benötigt man vor allem, um informierte und das heißt richtige oder bessere Entscheidungen für Probleme treffen zu können, die sich nicht auf Einzelfälle, sondern auf Gesamtheiten oder Massenerscheinungen beziehen oder von denen ganze Bevölkerungen bzw. Populationen betroffen sind. Somit können Schein-Kausalitäten verhindert werden.

Um diese Methodiken zu veranschaulichen, hat Daniel ein paar Behauptungen und Mythen aus der Affiliate-Branche analysiert:

Gutscheinpartner klauen nur Sales

Ergebnis / Interpretation: Das Ergebnis zeigt, dass wir einen signifikanten Unterschied der Gutscheinpublisher zu den anderen Modellen haben. Die Deskriptive Statistik zeigt die Wirkungsrichtung laut Hypothese an. Die Hypothese kann demnach angenommen werden!

Cashbackpartner schaffen loyale Kunden

Ergebnis / Interpretation: Das Ergebnis zeigt, dass wir keinen signifikanten Unterschied der Cashbacker zu den anderen Modellen haben. Die Hypothese kann demnach nicht angenommen werden!

SEA Freigabe für Publisher lässt die SEA Kosten steigen

Ergebnis / Interpretation: Das Ergebnis zeigt, dass wir keinen signifikanten Zusammenhang der SEA Brand Kosten mit den SEA Affiliate Aktivitäten haben. Die Hypothese kann demnach verworfen werden!

Die Sales von Gutscheinpartnern verteilen sich um

Ergebnis / Interpretation: Das Ergebnis zeigt, dass wir keinen signifikanten Zusammenhang der Modelle haben und dadurch keine Umverteilung stattfindet. Die Hypothese kann demnach verworfen werden!

Doch was sagen uns diese Ergebnisse? Zum einen sollten alle maßgeblich an Advertiser-Strategien beteiligten Manager mehr Daten sammeln und diese auch statistisch verwenden. Somit können entsprechende Strategieentscheidungen besser begründet werden. Des Weiteren sollte man entsprechende Technologien implementieren und hier mit Partnern zusammenarbeiten.

Und zu guter Letzt, folgt noch der ideale Ablauf zu einer inkrementellen Affiliate-Strategie:

  1. Technik: Auswahl der richtigen Trackingtechnologie
  2. Zielsetzung: Worum geht es mir?
  3. Maßnahmen: Was kann man tun?
  4. Monitoring: Die Zahlen nicht aus dem Blick verlieren

9. Die neuesten Must-Have Publisher Modelle für ein garantiertes Wachstum des Affiliate-Channels – Wolfgang Scherer, Tradedoubler

Wolfgang Scherer hat in seinem Vortrag die wichtigsten Publisher-Modelle für ein garantiertes Wachstum ausführlich vorgestellt. Er beginnt direkt mit einer wichtigen Info: Zuerst immer alle Modelle anschauen, die es gibt, wie z.B. Influencer oder Cashback-Modelle!
Folgend werden die Vorteile der drei neuesten Modelle stichpunktartig aufgeführt:

CSS 

  • Kunden mit konkretem Kaufinteresse werden angesprochen
  • Google auf CPO-Basis
  • Sehr passende Produktvorschläge sowie Top Platzierungen in den Suchergebnissen

TikTok

  • Wächst aktuell am stärksten; seit Corona auch immer ältere Nutzer aktiv
  • Über 800 Millionen monatlich aktive User; über 12 Millionen User in Deutschland
  • User sind entspannt während der TikTok Nutzung, die Anzeigen dienen der Unterhaltung
  • Mit der passenden Kampagne bzw. dem passenden Influencer kann fast jedes Thema umgesetzt werden

Bing

  • Über 400 Millionen aktive Nutzer im Monat & über 6 Milliarden Suchanfragen monatlich über Bing
  • Aktiv in 34 verschiedenen Märkten
  • Standard-Suchmaschine und Startseite im Edge Browser

Fazit:

  1. Kenne und nutze dein gesamtes Potenzial und deine Möglichkeiten
  2. Boost ist wichtiger als je zuvor
  3. Shift zu Performance
  4. Sei offen und flexibel für neue Modelle
  5. Erreichen und Begleiten
  6. Konvertiere den Nutzer frühestmöglich

10. ePrivacy-Verordnung und Cookie-Opt-In – Wie ist der aktuelle Stand und welche Auswirkungen haben sie? – Christian Solmecke, Kanzlei WBS

Der Titel der Keynote fasst es eigentlich schon gut zusammen. Die geplante ePrivacy Verordnung und die aktuellen Cookie-Richtlinien sind oftmals verwirrend. In seinem Vortrag auf der Affiliate Conference 2021 hat uns einer der bekanntesten Anwälte Deutschlands Christian Solmecke ein Update gegeben.

Der aktuelle Stand hinsichtlich Cookie-Opt-Ins

Grundsätzlich sind Cookies die Voraussetzung für die Identifizierung des Nutzers und die Zuordnung der entsprechenden Affiliate-Provisionen. Der §15 Abs. 3 S. 1 TMG regelt die Vorgaben für die Speicherung der anonymisierten Userdaten. Diese Vorgabe bzw. Widerspruchslösung widerspricht jedoch der ePrivacy-Richtline, denn eigentlich ist eine direkte und aktive Einwilligung erforderlich.

Die Anforderungen der Einwilligung sind:

  • Transparenz
  • Freiwilligkeit
  • Wiederrufbarkeit
  • Aktive Erklärung

Diese Anforderungen müssen unbedingt im entsprechenden Banner auf der Website oder im Shop erfüllt sein, denn die Rechtsfolgen bei Verstößen können gravierend sein (Untersagungsverfügungen, Bußgelder, Abmahnungen und Schadensersatzforderungen).

Zu guter Letzt muss im Banner sowie in den Einstellungen auch zwischen notwendigen und nicht notwendigen Cookies unterschieden werden. Problematisch an dieser Stelle ist jedoch, dass teilweise auch vermutlich nicht notwendige Cookies von Drittanbietern wie beispielsweise von Google-Analytics, für den Advertiser oder Affiliate relevant sind, um die Seite entsprechend zu betreiben. Hier besteht also noch Handlungsbedarf um entsprechende Klarheit zu schaffen.

Die ePrivacy-Verordnung – was kommt auf uns zu?

Die heiß diskutierte und bedrohend scheinende ePrivacy-Verordnung soll die Vertraulichkeit der elektronischen Kommunikation zwischen Dritten steuern. Das Ziel der Verordnung ist es, die Datensammlungen über Cookies zu beschränken und schon bestehende Datenschutzregeln auszuweiten. Diese Verordnung ist für alle Cookies relevant – also nicht nur jene, die personenbezogen sind.

Die Pläne der ePrivacy-Verordnung klingen im ersten Schritt für viele Affiliates und Advertiser bedrohend. Jedoch kann hier – zumindest vorerst – Entwarnung gegeben werden. Laut aktuellem Stand ist eine Einigung auf EU-Ebene nicht vor 2023 zu erwarten. Des Weiteren besteht auch die Chance, dass bestimmte Browseranwendungen oder -Bereiche ausgeschlossen werden.

Dennoch sollten sich Affiliate-Anbieter bereits jetzt überlegen, welche alternativen Tracking-Möglichkeiten implementiert werden könnten. Um bei der finalen Umsetzung der neuen Verordnung nicht in Bedrängnis zu geraten gilt auch hier die Devise: Je früher, desto besser!

11. Zukunft nach dem Cookie-Aus – Welche Möglichkeiten die Branche jetzt noch hat – Sven Bornemann, Euopean netID Foundation

Welche Möglichkeiten gibt es, um auf Cookies im Marketing Kontext zu verzichten?
Sven Bornemann hat in seinem Vortrag aufgezeigt, wie die NetId eine europäische Lösung darstellt, um den bekannten Big Playern aus Amerika die Stirn zu bieten.

Als Alternative zum Login von Facebook und Google und Co, um im Web verschiedene Dienste zu nutzen ist NetID den meisten bereits geläufig. Mit Blick auf eine Zeit ohne Cookies und den am Markt herrschenden Herausforderungen in Bezug auf Browserregulierungen und einer verschärften Rechtsgrundlage, bietet NetID die Möglichkeit über den serverseitigen netID Identifier langfristig digitales Marketing für Unternehmen zu ermöglichen.

Dabei kann der Nutzer in seinem eigenen „netID Privacy Center“ über den Verwendungszweck seiner Daten bestimmen und diese Einstellungen auch laufend ändern. Wird eine Erlaubnis der Daten durch den Nutzer erteilt, besteht die Möglichkeit diese Erlaubnis gemeinschaftlich für alle NetID Partner abzufragen und auf dieser Grundlage ein datenschutzkonformes Marketing bzw. zielgruppenspezifische Werbung ohne Cookies zu ermöglichen. Hervorzuheben ist an dieser Stelle, dass bei der NetID die Daten des Nutzers ausschließlich in Europa gespeichert werden.

Panel Diskussion „Tracking im Affiliate-Marketing“

Abgerundet wurde der erste Tag der Affiliate Conference DIGITAL von einer Panel-Diskussion über das „Tracking im Affiliate-Marketing“. Unter der Moderation von Affiliate Urgestein Ingo Kamps diskutierten Sven Bornemann (European netID Foundation), Markus Kellermann (xpose360), André Koegler (easy Marketing), Thomas Becker (AWIN), Michael Kruse (ad:C media GmbH) und Christina Hofer (Telefónica) über die Herausforderungen und Zukunft im Affiliate Marketing Tracking.

Bisher konnte die Notwendigkeit des Trackings, um Provisionen spezifischen Partnern zuzuordnen, noch unter dem sogenannten „legitimen Interesse“ verargumentiert werden. Dies könnte sich nun allerdings ab September 2021 im Zuge der Aktualisierung des Telekommunikationsgesetztes ändern. Hier wird definiert, dass für nicht absolut notwendige Cookies (wie die, die es zur korrekten Funktionsweise einer Website benötigt) die Einverständniserklärung des Users eingeholt werden muss.

In einem Punkt waren sich alle Teilnehmer einig: die Umstellung auf das 1st Party Tracking

Christina Hofer (Telefónica), die die interne Umstellung auf das 1st Party Tracking bei der Telefónica mit vorangetrieben hat, konnte feststellen, dass sich seit der Umstellung auf das 1st Party Tracking nicht nur die Conversion Rate verbessert hat, sondern durch das Server Tracking auch Problematiken, die mit den Browser Ad Blockern zusammenhängen, verhindert werden.
Auch Markus Kellermann (xpose360) hat sich zur Problematik kritisch geäußert und festgehalten, dass bisher erst 45 % der befragten Advertiser (Affiliate Marketing Trend Report 2021) einen Master Tag, bzw. 1st Party Tracking verbaut haben.
Thomas Becker (AWIN) blickt zuversichtliche auf die kommenden Jahre voraus. Wichtig ist, flexibel zu bleiben und sich den Änderungen anzupassen. Als Herausforderung sieht Thomas Becker die Integration der neuen Tracking Methoden einfach zu halten und trotzdem zuverlässig tracken zu können. Aktuell experimentiert AWIN schon mit externen Klick Identifiern und direkten Redirects zum Advertiser. Ebenso soll das Voucher Tracking ausgebaut werden um über individuelle Vouchers tracken zu können. 

Fazit: Das Thema Datenschutz ist weiterhin wichtig und relevant. Essenziell wird es sein, sich mit dem Thema 1st Party Tracking auseinanderzusetzen und vor allem auf europäischer Ebene einheitliche Strategien zum Conversion Tracking und der Sicherheit des Endkunden zu finden.
Wo genau das Affiliate Marketing in den kommenden Jahren stehen wird, kann man zum momentanen Zeitpunkt noch nicht sagen. Allerdings erlauben die Vielschichtigkeit und die klugen Köpfe der Affiliate Branche eine konstante Anpassung an aktuelle Herausforderungen.

Schlusswort

Wir haben viel positives Feedback für den ersten Tag der Affiliate Conference DIGITAL bekommen. Dafür sind wir dankbar, denn es steckt weitaus mehr hinter einer Online Conference, als auf den ersten Blick vielleicht ersichtlich ist.

  • Am Sonntag vor der Konferenz konnten sich die Speaker bei einem Meetup gegenseitig kennen lernen und austauschen.
  • Die Teilnehmer haben sowohl eine physische, als auch eine digitale Goodiebag erhalten.
  • Es wurde viel in und über die verschiedenen Networking-Räume diskutiert. Laut unserer Auswertung waren die meisten Teilnehmer in den Räumen „Tracking“ und „Retail“ aktiv.
  • Auch die Funktion des Speed-Networkings wurde von über der Hälfte der Teilnehmer genutzt.

Unser größter Dank gilt unseren Sponsoren. Wir schätzen ihre Unterstützung in der schwierigen Zeit sehr!

Weitere Recaps der Veranstaltung wurden u.a. von Marketing Börse, Admitad, Daisycon und retailAds veröffentlicht.
Und hier geht es zu unserem Recap vom zweiten Tag.

Romy Habelt
Romy Habelthttp://www.xpose360.de
Romy Habelt ist Senior Affiliate-Managerin bei der Digital-Marketing-Agentur xpose360 GmbH mit Sitz in Augsburg. Die Dialog- und Onlinemarketing-Fachwirtin (BAW) ist seit 2009 im Online Marketing aktiv und trat bereits als Speakerin auf Konferenzen wie der Affiliate Conference oder dem OMT auf.
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