Recap der Affiliate Conference 2022

Das Affiliate-Marketing lebt! Nach der coronabedingten Präsenzpause ging die Affiliate Conference in diesem Jahr in ihre zehnte Runde. Unter dem Motto #ONEDECADEOFGAMECHANGING war die Branche am 07. November in München und am 08. November digital per Livestream eingeladen, aktuelle Affiliate-Themen zu diskutieren sowie zehn Jahre Wissenstransfer und Networking zu feiern.

Seit nunmehr zehn Jahren gilt die Affiliate Conference als festes Datum in den Terminkalendern der Branche. Über die Jahre hinweg hat sich die Affiliate Conference mit der Branche weiterentwickelt und ihre Performance gesteigert. Unter dem Motto ONE DECADE OF GAMECHANGING waren am 7. November knapp 500 Teilnehmende in München zu Gast.

Neben dem Wissenstransfer durch Fachvorträge und Diskussionspanels gibt es bei der Affiliate Conference verschiedene Networking-Möglichkeiten sowie einen Ausstellerbereich, um Netzwerke und Technologieanbieter persönlich kennenzulernen. Begrüßt hat die Gäste Markus Kellermann, Geschäftsführer der xpose360 und Gründer der Affiliate Conference, bevor Stephan Cordes von Tarifcheck.de die Moderation übernahm.

Einen optischen ersten Eindruck der Location gibt’s für Euch im Recap:

Hier folgt nun unser kleiner Rückblick unserer Redaktion auf die Konferenz, inklusive unserer Key-Takeaways aus den Vorträgen. Vielen Dank an unser Redaktionsteam mit Anja, Daniel, Franziska, Jenni, Kathi, Lil, Mathias, Melanie Michi, Mimi, Sandra, Sascha, Timo und Tom sowie an Shirtinator für die Ausstattung mit T-Shirts.

Björn Radde | T-Systems | Keynote: The Future of Digital Marketing

Im Beitrag zur Keynote: „The Future of Digital Marketing“ präsentierte Björn Radde, Vice President Digital Experience von T-Systems, die Trends des digitalen Marketings der Zukunft oder besser gesagt, wie Generation Z die Zukunft sieht. Dafür blickte Radde erstmal in die Vergangenheit in der sich ab Start des World Wide Web 1989, der Gründung von Amazon, Google und Co. bis hin zu Voice Assistants 2016 und dem Rebranding von Meta 2021 einiges getan hat.

Der Ausblick „Zurück in die Zukunft“ übermittelte den Teilnehmenden ein umfassendes Bild davon, was Digitalisierung wirklich bedeutet – hier die Trends der Zukunft kurz zusammengefasst:

  • Feed Hacking
  • Digital Marketing on Voice Assistances
  • In-Car Voice Assistances
  • Voice Assistants Wearables
  • Virtual Influencer
  • Supermarket Login
  • 3D Tablets
  • Smart Windows
  • Avatar Body Scanner
  • Apple AR Glasses

Contextual Video Tagging: Im TV-Bereich: Es werden im Vorfeld Keywords festgelegt. Fällt das Keyword in der TV-Sendung, wird die Werbebotschaft in einem bestimmten Kontext, in einer bestimmten Situation eingesetzt und die Werbung ausgespielt.

AI für Content & Werbung: Content Erstellung leicht gemacht mittels einer AI! Ein AI Content Generator nutzt bereits vorhandene Inhalte im Web und lernt daraus, neue kreative Inhalte zu schreiben.

Google Duplex: Ist eine Technologie, die eine neue Funktion des Google Assistant unterstützt. Das vollständig automatisierte System kann Anrufe tätigen mit einer menschlichen Stimme anstatt einer Roboterstimme und kann z.B. einen Termin buchen im Restaurant.

Virtual Shopping: Für das Virtual Shopping-Erlebnis werden die realen Verkaufsräume mit Hilfe von 360°-Fotos und 3D-Scans digitalisiert und zu einem Virtuellen Rundgang verknüpft und spezifische Werbung ausgespielt.

Metaverse: Dabei handelt es sich um eine digitale und interaktive Umgebung. Hier können User:innen als Avatare arbeiten, spielen, sich treffen oder shoppen – eine Art Paralleluniversum zur echten Welt.

Inwieweit die Affiliate Branche, Händler und Shopbetreiber von diesen zahlreichen Entwicklungen am Ende profitieren können, bleibt offen. Aber was mit Sicherheit gesagt werden kann, dass alle Teilnehmenden von den multimedialen Einblicken begeistert waren und gespannt sind, was die Zukunft im digitalen Marketing bereithält. Persönlich freut sich Björn Radde am meisten auf das Metaverse und die Einführung des Supermarkt-Logins in Deutschland.

Markus Kellermann | xpose360 | Customer Lifetime Value – Wieso Affiliates oftmals zu schlecht bezahlt werden

Markus Kellermann leitet seinen Vortag Customer Lifetime Value – Wieso Affiliates oftmals zu schlecht bezahlt werden mit einer Fragerunde ans Publikum ein. Hierbei wendet er sich explizit an Advertiser und Agenturen. U.a. stellte er folgende Fragen:

  • Wie hoch ist Euer Customer-Lifetime-Value?
  • Welchen Wertbeitrag liefert Affiliate XY für das Unternehmen, aber auch für andere Marketingkanäle?

Am Ende der Fragerunde blieben nur eine Handvoll Teilnehmer, die alle Fragen beantworten konnten.

In seinem Vortrag widmet er sich dem Problem, dass die meisten Merchants ihre Endkunden nicht, oder nicht gut genug kennen. Laut einer Studie von Forrester Consulting sind 53% der Unternehmen nicht in der Lage die Kunden auf ihrer Website zu identifizieren. In nur 16% der Unternehmen sind der Onlineshop und das CRM miteinander verbunden.
 
Die fehlenden Kenntnisse führen zu einer enormen Diskrepanz zwischen Affiliates, die sich höhere Provisionen (66%) und mehr Wertschätzung (38%) wünschen und Merchants, die ihre Kunden nicht kennen und daher oft „Standard-CPO“ zahlen. Die Zahlen wurden im Rahmen des Affilate-Trend Report 2022 erhoben.

Mit Hinblick auf die bevorstehende Rezession macht Markus Kellermann nochmal auf die Relevanz der Customer-Lifetime-Value aufmerksam und gibt Tipps, wie diese sinnvoll ermittelt werden kann. Mögliche KPIs sollten berücksichtigt werden:

  • Durchschnittlicher Einkaufswert (APV)
  • Durchschnittliche Kundenlebensdauer (ACL)
  • Durchschnittliche Kaufratenhäufigkeit (APF)
  • Kundenumsatz (CV)
  • Kundengewinnungskosten (CAC)
  • Kundenbindungskosten (CRC)
  • Deckungsbeitrag (P)

Es gibt unterschiedliche Wege, Formeln und Methoden, um den CLV zu berechnen. Das kann auf Unternehmens-, Kunden oder auf Kanalebene erfolgen. Im Weiteren stellt er den heuristischen Ansatz vor, welcher auf Unternehmensseite Einsatz findet:

CLV = durchschnittliche Kundenlebensdauer x durchschnittlicher Kundenumsatz x Deckungsbeitrag – durchschnittliche Kundengewinnungskosten – durchschnittliche Kundenbindungskosten oder CLV = ACL x CV x P – CAC – CRC

Alternativ kann die Customer Lifetime auch über Google Analytics ermittelt werden. Nachteil ist, dass das Tool cookiebasiert ist und so max. 90 Tage zurückblickt. Gutschein- und Cashbackpartner sind allerdings eher im Lower Funnel. Publisher aus dem Upper Funnel fehlen gänzlich und Content-Partner sind nur wenig vertreten.

Markus Kellermann stellt zudem verschiedene Cases für die Ermittlung des CLV vor, welche er in Kooperation mit dem Tech-Dienstleister mohr stade entwickelt hat. Die Cases sind anhand des User Pageflow entworfen worden und unterscheiden sich technisch durch die Merkmale client- und serversite oder nach cloud function mit und ohne basket freeze.

Um die Kunden je Affiliate zu definieren, geht Markus Kellermann auf die RFM-Analyse mit Scoring Modell ein:

  • Recency, Abstand zur letzten Aktivität (Kauf, Websitevisit etc.)
  • Frequency, Häufigkeit der Aktivität (Kauf, Produktnutzung etc.)
  • Monetary, Wert in Umsatz oder Nutzungsdauer

In einem Score (1-5) werden die Kriterien unterteilt und anhand der Stufen erfolgt die Kundensegmentierung. Für die Aggregierung von Kundendaten können Customer-Data- und Consent-Management-Platformen helfen. Ziel ist es mehr Details zum Endkunden zu haben und ihn mit personalisierter Werbung anzusprechen, um die CLV weiter zu erhöhen.

Gegen Ende seines Vortrags geht Markus Kellermann auf die Ziele und Erkenntnisse ein, die sich über die Ermittlung des Customer-Lifetime-Values ergeben sollen: Merchants sollen ihre Kund:innen und den wahren Wert ihrer Affiliates kennen. Nur so lässt sich die, anfangs angesprochene, Diskrepanz zwischen Advertiser und Publisher verringern. Auf Basis des CLVs kann sich unwirtschaftlich eingestufter Traffic als profitabel herausstellen und die Vergütung der Affiliates kann fair und transparent gestaltet werden.
 
Sein Fazit: Es lässt sich über das Thema reden. Vele der Unternehmen haben aktuell aber andere Baustellen, denen sie sich widmen müssen. Dennoch sollte der Customer-Lifetime-Value auf der Roadmap für 2023 sein, denn, ein einfach aufgestellter CLV ist immer noch besser als kein CLV!

Ingo Kamps | Münchner Online Rebels | Ad-Targeting in einer cookie-freien Welt

Der Vortrag von Christina Hofer und Ingo Kamps von den Münchner Online Rebel ersetzte den ursprünglichen Vortrag von Markus Seidel, der leider erkrankt war. Sie präsentierten das Thema „Ad-Targeting in einer Cookie-freien Welt“!

Zu Beginn des Vortrags wurde kurz und knapp nochmal auf das „Auslaufen“ des 3rd-Party-Cookie Prinzip hingewiesen. Man ging sogar noch ein Schritt weiter mit der These, dass Cookie Tracking an sich niemals richtig nutzerfreundlich war und auch nicht so effizient wie Tech-Anbieter meist versprachen. Im Nachgang wurde aber das Prinzip Cookie für die Zuhörer erläutert und folglich die Frage beantwortet, warum die Zukunft Cookie-Frei sein muss. Diese wurde mit der schon länger geführten Debatte im Datenschutz beantwortet (die gerade durch Retargeting stetig gefüttert wurde) und die dadurch auf den Weg gebrachten Gesetze und Regulatorien wie die GDPR, CCPA, TTDSG etc. Auch auf die Problematik des Consent der User für Cookies wurde an der Stelle nochmals hingewiesen.

Als Lösung wurde Semantic Targeting präsentiert – dies ist „nichts Neues“, wird aber eben wegen den Schwierigkeiten im Programmatic-Marketing eine Renaissance erleben.

Was ist Semantic Targeting in zwei Sätzen: Hier wird die Webseite auf Inhalt gescannt und entsprechend eingeordnet. Der Adserver erkennt also das Hauptthema der einzelnen Sites und liefert passende Kampagnen aus. Bereits mehr als 250 Millionen URLs wurden analysiert und in mehr als 100 Kategorien eingeteilt. Als simples, aber deutliches Beispiel wurde eine O2-Kampage gezeigt. Der Nutzer liest Content aus der Kategorie Smartphone und im Anschluss Content in der Kategorie iPhone. Folglich spielt der Adserver zunächst allgemeine Smartphone Werbung und danach das iPhone.

Vorteil bei semantischen Targetings sind also:

  1. Keine Cookies werden verwendet
  2. Optimierung während der Kampagnenlaufzeit
  3. Keine Streuverluste (ausschließliche thematisch relevante Anzeigen)
  4. Kombination mit anderen Targeting-Aspekten wie Geodaten etc.
  5. Klar kalkulierbare Budgets

Ebenso Brand-Safety ist gewährleistet, da eine Ausspielung auf „fragwürdigen“ Seiten nicht passieren kann. Bisherige Erfahrungen der Münchner Online Rebels zeigt das besonders gut Smartphones, Mobilverträge, Sportequipment und Reisen funktionieren. Bei Versicherungen und Finanzprodukte wurden noch keine Success-Cases eingefahren.

Zusammengefasst hat der Vortrag auf das Ausdienen des 3rd-Party-Cookies aufmerksam gemacht und das neue Standards notwendig werden. Semantisches Targeting ist hier bereits ein ausgereiftes Modell. Die Zukunft wird kontextuell.

Björn Wenzel | Lucky Shareman GmbH | Affiliate Marketing und Influencer: Der aktuelle Blick auf eine Symbiose mit Potential – Einblicke in erfolgreiche Modelle und typische Herausforderungen bei der Umsetzung

In seinem Vortrag über Affiliate-Marketing und Influencer hat Björn Wenzel (Gründer und CEO der Lucky Shareman GmbH) über den Wandel des Influencer Marketings sowie Schwierigkeiten und Tipps gesprochen.

Während noch vor ein paar Jahren Influencer auf YouTube und Blogs zu finden waren, haben die Social Media Plattformen an großer Relevanz gewonnen. Heute sind Influencer auf jeglichen Plattformen zu finden und von Instagram, TikTok, Twitch und Co nicht mehr wegzudenken.

Influencer Kampagnen im Bereich Affiliate gestalten sich in der Hinsicht als Schwierig, da die Influencer durch ihre enorme Reichweite bereits ein sehr hohes Grundeinkommen durch ihre Werbeleistung erhalten. Ein Top10 Influencer in Deutschland verdient in einem normalen Monat zwischen 350.000€ und 450.000€ nur durch Einnahmen von Twitch, Instagram und YouTube. Eine Performanceorientierte Bewerbung von Advertisern ist somit für Influencer in der Regel eher unattraktiv.

Um Affiliate-Marketing für Influencer attraktiv zu machen, hat Björn deswegen folgende Tipps gegeben:

  1. Influencer für Influencer (Influencer, sollen Affiliate Marketing bewerben und so anderen Influencern auf den Kanal aufmerksam machen)
  2. Advertiser müssen ihre Vergütung an VIPs / Influencer anpassen und ein attraktives Modell für sie zur Verfügung stellen (z.B. pay per click)
  3. Verträge sowie Programmbedingungen müssen an Influencer angepasst werden
  4. Zeitnahe Abrechnung
  5. Klare Definition von KPIs und Freiheit bei der Ausgestaltung des Contents für die Influencer

Abschließend kann gesagt werden, dass Influencer Marketing vor allem bei Warenkorbwerten von bis zu 200€ als sinnvoll erachtet werden kann. Vor allem Apps und auch Mitgliedschaften in z.B. Fitnessstudios haben in der Regel hohe Erfolgsaussichten.

Tom Peruzzi | Virtual Minds GmbH | STATE OF COOKIELESS FUTURE: Warum wir dem Third-Party-Cookie keine Träne nachweinen sollten

In seinem Vortrag „State of Cookieless Future – Warum wir dem Third-Party-Cookie keine Träne nachweinen sollten“ geht Tom Peruzzi, CTO der Virtual Minds GmbH, auf eines DER wichtigsten und derzeit meistdiskutierten Themen im Online bzw. Performance Marketing ein und präsentiert zudem eine Best Practice Case Study mit Fokus auf Display Advertising, die sie zusammen mit diversen Advertisern und Agenturen erarbeitet haben.

Bedingt durch diverse rechtliche sowie technische Gegebenheiten und kommende Änderungen, sei unsere Online-Marketing-Welt den verschiedensten Herausforderungen ausgesetzt, wie zum Beispiel GDPR-Regularien, AdBlocker-Nutzung, Consent-Banner und weiterem. Hierbei steht das Cookie, entscheidend für User-Markierung, Attribution und Leistungsmessung, als wichtigster Protagonist im Mittelpunkt.

Als Folge der genannten Herausforderungen und der somit möglichen Einschränkungen im (Third-Party-) Cookie-Tracking, spiegele laut Peruzzi die digitale Reichweite im Display Advertising (insb. Prospecting und Retargeting) nicht die tatsächliche Reichweite wider. Beschneide man die digitale Reichweite durch AdBlocker, Consent-Banner und techn. Restriktionen so käme man auf eine tatsächliche Reichweite von 70 %. Streiche man hier nun auch noch das Third-Party-Cookie-Tracking, so bliebe eine tatsächliche Reichweite von 30 % und somit eine „Datenintelligenz“ im Display Marketing von rund einem Drittel.

Um dieses Problem zu umgehen, böten sich diverse Lösungsansätze wie bspw. Identity-Lösungen, Contextual Targeting, First-Party-Daten, Topics und die Nutzung alternativer Daten. Als Beispiele für First-Party-Daten nennt Peruzzi CRM-Daten, Onsite Traffic sowie Log-In-Daten. Aus den genannten Lösungsansätzen pickt der Vortragende die Identity-Lösungen bzw. Identifier heraus und geht hierauf tiefer, auch in Form der Best Cases, ein.

Gemäß einer aktuellen Umfrage von ID5 wollen laut Peruzzi 68 % der Brands ohne Cookies ihre Audience erreichen, jedoch schafften 87 % dies nicht. Für die erstgenannte Anforderung böte der Ad-Tech-Markt mittlerweile einige Lösungen, wie bspw. Identity Solutions, universelle Identifier, deterministische und probabilistische Methoden. Zudem rechne 72% der Unternehmen damit, bis spätestens Q2 2023 eine Cookieless-Strategie implementiert zu haben. Um die genannten Lösungsansätze greifbarer zu machen und erste Erfolge mit Zahlen zu untermauern, stellt Peruzzi einige Case Studies vor.

Hierbei stellt sich heraus, dass durch die Nutzung der NetID-Lösung „cookielose“ Browser bzw. Nutzer im Vergleich zu reinen Third-Party-Cookie-Setups gut erreicht werden können. Durch die bessere Identifizierung der User gelinge zudem der nachvollziehbare Kontaktaufbau weitaus besser, wodurch die Aussteuerung der Werbung optimiert werde. Letzten Endes brachte das NetID-Setup bspw. in der Case Study mit dem Advertiser ADAC einen Umsatz-Uplift von 12 %, eine Steigerung der potenziellen Zielgruppe um 20 % und eine Steigerung der nutzerbezogenen eTKPs um 168 %.

Peruzzi beendet den Vortrag mit dem Fazit, dass eine Welt ohne Third-Party-Cookies neue Möglichkeiten eröffne und auch neue Chancen sowie Potenziale biete. Dies natürlich insbesondere aus der Sicht eines Adtech-Anbieters.

Anke Arens & Thomas Rother | CJ Affiliate | Affiliate Marketing in wirtschaftlichen Krisenzeiten: Warum „einfach weiter so“ nicht mehr funktioniert

Wie sollte und könnte man sich in solch turbulenten Zeiten im Affiliate Marketing verhalten? Genau auf diese Frage sind Anke und Tom von CJ Affiliate in ihrem Vortrag eingegangen. Erstmals nach langer Zeit, ist der eCommerce-Umsatz im Q2 und Q3 2022 gesunken und der Ausblick sieht nicht besser aus.

Laut der Verbraucherbefragung „Interaktiver Handel in Deutschland“ des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel planen ca. 30% der Kunden, ihre Ausgaben zu reduzieren und im Vergleich zum jeweiligen Vormonat weniger Geld für Waren im Onlinehandel ausgeben zu wollen. Im 2. Quartal 2022 waren es noch 26,6 Prozent, im 1. Quartal 2022 nur 18,4 Prozent der Kunden. Die aktuelle Inflation (z. B. 8,7% in Deutschland) trägt hierzu ihren Teil bei. Doch wie wirkt sich diese auf die Konsumenten aus?

  1. Der Spielraum für Impulskäufe wird weniger und die Kaufentscheidungsprozesse werden länger.
  2. Das Kaufverhalten der Konsumenten verändert sich grundsätzlich – die Zielgruppenansprachen sollten entsprechend optimiert und aktualisiert werden.

Für Advertiser bedeutet dies, dass Kundengewinnungskosten sowie die Unternehmenskosten (Mitarbeiter, Logistik, Rohstoffe etc.) steigen, die Kundenloyalität aber auf der anderen Seite sinkt. Auch Publisher haben mit Herausforderungen wie Traffic Monetarisierung, Provisionskürzungen und sinkender CVR´s zu kämpfen.

Welche Lösungen können hier helfen?

  1. Dem Kunden eine Orientierung bieten
  2. Kommunikation anpassen und Erkenntnisse aus der Werbepsychologie nutzen
  3. Flexibilität und Offenheit für Neues
  4. Preissensible Konsumenten über Deal-Seiten ansprechen
  5. Neue Geschäftsmodelle und BNPL-Publisher
  6. Neue Märkte mithilfe von Affiliate Marketing erschließen

Zum Schluss gab es von Anke noch eine kurze Übersicht der fünf wichtigsten Strategien & Taktiken für ein Wachstum in den aktuellen Zeiten. Content & Botschaften sollten für die Kunden variieren, die eigenen Strategien sollten flexibel sein, preissensible Käufersegmente sollten dediziert angesprochen werden, Traffic und Conversions können über neue Business- & BNPL-Modelle gesteigert werden und neue Märkte könnten risikofrei getestet werden.

Robert Förster & Cornelia Hetzenauer | Projecter & SportScheck | Case Study: Customer Journey Tracking im Affiliate Marketing am Bsp. SportScheck

In Zusammenarbeit mit der Agentur Projecter hat das Unternehmen SportScheck seine Leistungsmessung im Affiliate Marketing auf das Customer Journey Tracking umgestellt. Team Lead Robert Förster von Projecter stellte den Teilnehmenden der Affiliate Conference die Ergebnisse anhand einer Case Study vor.

Das Customer Journey Tracking bietet einige Chancen, wie zum Beispiel eine faire Vergütung, dennoch sind damit auch Risiken, wie bekannterweise ein sehr hoher zeitlicher Aufwand verbunden. Demnach dauerte die Implementierung des Customer Journey Trackings bei SportScheck ca. vier Jahre. Zunächst müssen die Daten bereinigt und schließlich erhoben werden. Im Anschluss wurde das technische Grundgerüst geschaffen. Ende 2022 fand der Kick- off zur Umstellung im Netzwerk Awin statt. Nachfolgend wurden die ersten Publisher informiert. Fortlaufend wurde das Tracking evaluiert und nachträgliche Anpassungen an den Provisionen vorgenommen.

Die Top fünf Ergebnisse, welche die Teilnehmenden aus der Case Study mitnehmen konnten, waren:

  • Trotz Saisonalitäten und Absinken des Konsumklimas blieb der Umsatz stabil
  • Auch die Provisionsausschüttung bleibt konstant
  • +400% Anzahl der Transaktionen
  • 5-10 neue Content Publisher mit Sales können pro Monat gewonnen werden
  • Top- Publisher werden durch das Provi- Modell gestützt

Matthias Scheffer | Awin | Innovative Publisher Modelle: Wie sich die Affiliate Landschaft verändert

Matthias Scheffer von Awin berichtet in seinem Vortrag darüber, wie die Affiliate Branche durch innovative Publisher Modelle geprägt und verändert wird.

Zu Beginn wird erläutert, was Affiliate-Marketing eigentlich ist und wie die verschiedenen digitalen Kanäle früher strikt voneinander getrennt waren. Während heutzutage die Kanäle viel komplexer und untereinander vernetzt sind. Zudem gibt es heute eine Vielfalt von Publisher-Modellen, wie Scheffer anschaulich aufzeigt.

Anschließend erklärt er, warum es wichtig ist, sein eigenes Partnerökosystem zu entwickeln und aus welchen drei Teilen es bestehen sollte:

  • Reichweite
  • Awin Tools
  • Technologie Partner

Zum Thema Technologie Partner erläutert Scheffer kurz welche Möglichkeiten es z.B. für Produktempfehlungen gibt. Genauer geht er auf Websiten-Personalisierung dank KI ein. Hier war spannend zu sehen, wie durch Algorithmen Websitenbesuchern personalisierte Angebote in Echtzeit präsentiert werden, ohne dass die Nutzer durch eine zu hohe Anzahl an Produkten überfordert sind.

Beim Punkt Reichweite empfiehlt er Advertisern Social Media zu nutzen, da Influencer auch in Zukunft immer wichtiger werden, wie er anhand einer Studie aufzeigt.

Der Awin Master Tag wird innerhalb des Punkts Awin Tools kurz als Container Lösung vorgestellt, welcher sich leicht implementieren lässt. Aktuell haben einige Advertiser Angst, dass durch den Aufstieg von E-Commerce Partnern der Werbeumsatz zurück geht. Dadurch wird der Awin Product Finder immer wichtiger. Mit diesem Tool werden unter anderem automatisch Advertiser und Produkt sowie aktuelle Preise erkannt.

Abschließend lässt sich festhalten, dass man sich durch den Vortrag vorstellen kann, was ein Partnerökosystem ist, wieso es in der heutigen Zeit so wichtig ist und wie es sich umsetzen lässt.

Felix Schmidt | Impact | Netzwerk | Private | Plattform – Die Evolution von Netzwerk Tools und warum Technologie im Partner Marketing heute so wichtig ist

In seinem Vortrag zeigte Felix Schmidt von Impact auf, dass sich in den letzten 10 Jahren die Netzwerklandschaft im Affiliate Marketing stark verändert hat und somit die Relevanz von Technologie Anbietern immer weiter gestiegen ist.

Vor circa 10 Jahren waren die Hauptfunktionen eines Netzwerkes der Marktplatz, Tracking, Werbemittel und Vergütung. Im Laufe der Jahre hat sich die Netzwerklandschaft jedoch gesplittet und viele Private Networks kamen hinzu. Die technische Weiterentwicklung blieb dabei allerdings auf der Strecke, obwohl diese schon seit Jahren als „Trends“ gelten.

Die Teilnehmenden konnten sich durch den Vortrag ein klares Bild davon machen, dass sich über die letzten Jahre hinweg zwar ein Umbruch in der Branche gezeigt hat, aber auch ein technologischer Stillstand. Daher haben Technologie Anbieter stark an Bedeutung gewonnen, um den Anforderungen von Advertisern an die Affiliate Netzwerke gerecht zu werden.

Sophie Riedinger & Maximilian Bardenheier | financeAds & communicationAds | Neukundengewinnung durch Influencer – Wie mit Sichtbarkeit jedes Produkt performen kann

Sophie Riedinger & Maximilian Bardenheier zeigten in ihrem gemeinsamen Vortrag, dass Influencer Marketing nicht nur mit „einfachen“ Retail-Produkten funktioniert, sondern durchaus auch in anderen Branchen Potenzial besteht.

Warum wird dem Influencer Marketing generell so viel Bedeutung geschenkt?

  • Über 50 % der 20 – 29-Jährigen haben sich mindestens einmal von einem Infuencer zum Kauf verleiten lassen.
  • Mehr als jeder 5. Deutsche hat im Jahr 2021 ein Produkt aufgrund eines Influencers gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen.
  • Über 26 % der deutschen Bevölkerung suchen bei Influencern aktiv Informationen zu Produkten & Dienstleistungen.

Um die Bedeutung des Influencer Marketings zu belegen, stellten die beiden jeweils zwei Cases vor, die sie selbst mit Kunden durchgeführt hatten. Im Bereich Finanzen wurden zum Beispiel zwei Cases verglichen, in denen Depots beworben wurden.

Der Unterschied zwischen diesen beiden Influencer Kampagnen war, dass der eher konservativ angesiedelte Depot-Anbieter mit ausbaufähiger Brand vor allem mit einem reichweitenstarkem Finfluencer (Influencer aus dem Bereich Finance) zusammengearbeitet hat und Incentives in Form von Free Trades angeboten hat. Bei dem anderen Depot-Anbieter handelte es sich hingegen um eine Trading-Plattform mit junger Zielgruppe. Hier wurden als Kooperationspartner Finfluencer mit moderater Reichweite gewählt, dafür aber regelmäßiger und über einen längeren Zeitraum hinweg Posts verfasst. Beide Kampagnen liefen laut Sophie Riedinger erfolgreich, Depot-Anbieter B ginge aber als Sieger hervor, da durch den langfristigen Ansatz mehr Trust aufgebaut werden konnte.

Als DIE wichtigsten Faktoren im Influencer Marketing wurden zusammenfassend folgende Punkte herausgearbeitet:

  • Awareness
  • Trust
  • Content
  • Community

Anja Heinicke | Artefact |#Effizienz – Schritt für Schritt durch Automatismen Zeit für das Publisher Management gewinnen

Im letzten Vortag des Tages gab Anja Heinicke von Artefact wertvolle Tipps wie alltägliche Aufgaben effizienter gestalten werden können. Hierbei zeigte sie vor allem auf die bekannten „Zeitfresser“ eines Affiliate Managers auf.

Zuerst ging sie darauf ein wieso automatisierte Reporting nicht nur hinsichtlich der Zeitersparnis von Nutzen sind, sondern auch tagesaktuelle Daten und wichtige KPIs liefern.

Also zweiten Punkt nannte sie Salesabgleich sowie den Werbemitteltausch, dessen Aufwand sich zum einen mit der 1-Netzwerk-Strategie als auch mit der Nutzung von APIs & FDP Servern deutlich schmälern lässt.

Um das Monitoring zu erleichtern, ging sie auf das Alert System ein, welches eine Automatische Benachrichtigung liefert, sobald bestimmte vordefinierte KPIs ausschlagen. Hierbei ist es wichtig Schwellenwerte genau zu definieren und Betrachtungszeiträume hinsichtlich des Saisonverlaufes zu beachten.

Als letzten Punkt ging sie darauf ein, wie eine gemeinschaftliche und langfristige Planung zur Vermeidung von Repetition führt. Hierzu führen vor allem folgenden Punkte: Zeitersparnis, Kostenreduktion, Planungssicherheit sowie eine Zielerreichung.

Affiliate TalkxX

Als letzter Agenda Punkt des Tages stand die Panel-Diskussion an. Dieses Panel war zugleich ein Live-Podcast für die 43. Folge von Affiliate-TalkxX. Den Recap dazu findet ihr unter https://www.affiliateblog.de/affiliate-talkxx-43-one-decade-of-gamechanging-rueckwaerts-vorwaerts/

Fazit:

10 Jahre Affiliate Conference, die in Erinnerung bleiben werden! Mitnichten war die Veranstaltung nach zwei Jahren Corona-Pause ein Selbstläufer, sondern eine echte Herausforderung, die, wie wir schon einmal lobend zurückgeben können, von den neuen Organisatoren der Conference – der Oliro GmbH – mit Bravour gemeistert wurde! Der Ablauf war top, die Technik funktionierte bestens und die Vorträge waren durch die Bank informativ und praxisnah! Highlight war mit Sicherheit die Conference-Band TONQUORAY, die mit ihrem locker-flockigen Sweet-Soul das Publikum in den Networking-Pausen in den Bann gezogen hat.

Ein großes Lob auch an das Catering-Team des Hilton, dass während der gesamten Veranstaltung die Teilnehmenden mit gutem Essen und ausreichend Getränken versorgt hat. Obwohl – eine vegetarische Alternative zu Reis mit Bohnen und Spinat hätten wir uns vielleicht doch gewünscht. Das für Vegetarier nur noch die Beilagen bleiben, ist mittlerweile doch ziemlich outdated.

Im Anschluss an die Affiliate Conference fand dann am Abend traditionell die Affiliate NetworkxX in der Airbräu-Tenne statt. Alle Konferenz-Teilnehmenden hatten dort die Gelegenheit, das frisch erworbene Know-how in entspannter Atmosphäre zu vertiefen und sich auszutauschen.

Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr und können jedem nur empfehlen den Weg nach München anzutreten.

Timo Harsch
Timo Harsch
Timo Harsch ist Leiter Marketing bei der xpose360 und betreut alle Marketingmaßnahmen der Agentur. Der studierte Politikwissenschaftler sowie Dialog- und Online-Marketing-Fachwirt (BAW) ist seit über 10 Jahren in der Agenturwelt zu Hause und hat ein großes Faible für Marken sowie modernes und kreatives Marketing.
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