In der neuesten Episode von Affiliate TalkxX diskutieren Tom, Ramón Rupp (Supervising Senior SEA/PPC Manager MAI xpose360) und Mario Bagozzi (Affiliate Manager MAI xpose360) über den aktuellen Stand von Künstlicher Intelligenz (KI) im Online-Marketing. Bereits vor einem Jahr war KI Thema im Podcast – nun folgt eine Bestandsaufnahme nach zwölf Monaten. Wie weit sind Unternehmen wirklich? Welche konkreten Anwendungen haben sich etabliert? Und welche Herausforderungen bringt die Entwicklung mit sich?
KI-Implementierung: Vom Hype zur Realität
Noch vor einem Jahr befanden sich viele Unternehmen in der Experimentierphase: Es wurden KI-Tools getestet, Proof-of-Concepts erstellt und erste Workflows implementiert. Heute hat sich das Blatt gewendet – Unternehmen setzen KI zunehmend konkret in ihre Prozesse ein. Besonders größere Unternehmen sind mittlerweile weiter in der Implementierungsphase, während der deutsche Mittelstand oft noch zögerlich ist.
Ramón sieht Deutschland in der Entwicklung insgesamt noch etwas rückständig. Während international bereits viele Unternehmen fortgeschrittene KI-Strategien verfolgen, herrscht hierzulande oft noch Skepsis. Datenschutzbestimmungen, rechtliche Hürden und eine generell vorsichtige Haltung bremsen die Entwicklung in Deutschland.
Dennoch gibt es positive Entwicklungen: Die Anfragen von Unternehmen an Agenturen werden immer spezifischer und komplexer. Unternehmen erkennen zunehmend die Vorteile von KI-gesteuerten Automatisierungen, etwa in der Kampagnen-Steuerung oder im Reporting.
Regulierung & Ethik: Notwendigkeit oder Innovationsbremse?
Ein weiteres großes Thema ist die Regulierung von KI. Mit dem neuen EU AI Act wird die Nutzung von KI in Unternehmen stärker reglementiert. Beispielsweise dürfen bestimmte KI-Anwendungen nur von qualifizierten Personen genutzt werden – ein Punkt, der für Verunsicherung sorgt.
Während Datenschutz und Ethik zweifellos wichtige Aspekte sind, stellt sich die Frage, wie viel Regulierung tatsächlich sinnvoll ist. Ramón und Mario sehen das Thema zwiespältig: Einerseits soll KI nicht unkontrolliert eingesetzt werden, andererseits könnten zu strenge Vorschriften Innovationen verhindern.
Mario verweist darauf, dass KI-Urheberrechte weltweit unterschiedlich gehandhabt werden. In England sollen etwa Urheberrechte für KI-generierte Inhalte gelockert werden, was für Kreativbranchen problematisch sein könnte. Gleichzeitig gibt es Herausforderungen wie Deepfakes, Fake News und KI-generierte Desinformationen, die eine stärkere Kontrolle erfordern.
KI im E-Commerce & Performance-Marketing
Ein besonders spannender Bereich ist die Nutzung von KI im E-Commerce. Unternehmen wie Bonprix oder Adidas setzen bereits auf KI für die Gestaltung von Produkten, Werbekampagnen und personalisierten Inhalten. Besonders beeindruckend ist eine KI-Kampagne von Pedigree:
Adoptier mich! – Pedigree ermöglicht es Tierheimen, Fotos von Hunden hochzuladen, die durch KI optimiert und professionell dargestellt werden. Diese Bilder werden dann in zielgerichteten Online-Kampagnen mit Geotargeting ausgespielt. Das Ergebnis: 50 % der Hunde wurden erfolgreich adoptiert – eine Erfolgsquote, die ohne KI kaum erreichbar gewesen wäre.
Auch in der Paid-Media-Welt ist der Einfluss von KI enorm. Werbeplattformen wie Meta oder Google setzen verstärkt auf automatisierte Kampagnen, die durch KI optimiert werden. Ramón beschreibt, dass Targeting-Möglichkeiten breiter und dynamischer geworden sind. Kampagnen brauchen zwar eine längere Anlaufzeit, liefern langfristig jedoch bessere Performance-Ergebnisse.
Im Affiliate-Marketing hingegen ist die KI-Nutzung bei Partnern noch weniger sichtbar. Große Netzwerke wie Idealo oder Payback setzen vermutlich KI ein, kommunizieren dies aber nicht offen. Mario glaubt, dass sich auch hier in den kommenden Jahren große Veränderungen abzeichnen werden.
Verändertes Suchverhalten durch KI
Ein weiteres Thema, das die Experten diskutieren, ist die Veränderung der Produktsuche durch KI-gestützte Systeme. Während Google noch dominiert, nutzen immer mehr Menschen LLMs (Large Language Models) wie Perplexity AI für Produktsuchen. Das hat direkte Auswirkungen auf SEO und Affiliate-Marketing.
Bisher läuft die Produktsuche oft hybrid: Nutzer:innen recherchieren selbst, nutzen aber auch KI für Zusammenfassungen und Empfehlungen. Die Frage ist, ob künftig Suchmaschinen an Bedeutung verlieren und KI-gesteuerte Plattformen das Shopping-Erlebnis dominieren.
KI-Tools & Pricing: Eine neue Kostenstruktur entsteht
Neben den Anwendungen spielt auch das Pricing von KI-Tools eine wichtige Rolle. Während viele Tools zu Beginn kostenlos oder günstig waren, gibt es mittlerweile deutliche Preiserhöhungen.
Besonders bei Microsoft zeigt sich ein neuer Trend: Unternehmen sind bereits tief in das Microsoft-Ökosystem integriert, wodurch die KI-Funktionen von Copilot direkt in bestehende Anwendungen integriert werden. Dadurch könnte Microsoft eine führende Rolle in der KI-Nutzung für Unternehmen einnehmen.
Ramón erwartet, dass sich das Pricing ähnlich wie bei Streaming-Diensten entwickeln wird: Zunächst günstige Einstiegspreise, dann schrittweise Erhöhungen, sobald Unternehmen von den Tools abhängig sind.
Dennoch ist der Einsatz von KI langfristig wirtschaftlich sinnvoll: Unternehmen, die KI effizient einsetzen, werden nicht zwingend Kosten einsparen, sondern Budgets umverteilen – von manuellen Prozessen hin zu KI-gestützten Automatisierungen.
Fazit: Wer KI nicht nutzt, verliert den Wettbewerbsvorteil
Am Ende sind sich alle einig: KI verändert das Online-Marketing nachhaltig. Wer KI nicht nutzt, verliert langfristig einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Gleichzeitig gilt es, die ethischen und regulatorischen Aspekte im Blick zu behalten.
Mario betont, dass die Angst vor Jobverlusten durch KI aktuell übertrieben ist. Vielmehr entstehen neue Aufgabenfelder, die menschliche Kreativität und strategisches Denken erfordern. Unternehmen müssen jetzt die Weichen stellen, um KI sinnvoll zu integrieren und innovativ zu bleiben.
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