Das Grundprinzip von Affiliate Marketing ist natürlich überall gleich. Als kommerzieller Anbieter (Merchant) nutzt man die Webpräsenz seiner Vertriebspartner (Affiliates) für Werbezwecke und entlohnt sie dafür auf irgendeine Weise. Wer Affiliate Marketing in mehreren Ländern erfolgreich betreiben möchte, wird dennoch auf länderspezifische Unterschiede stoßen, die für ihn relevant sind. Sie betreffen das Affiliate Marketing im engeren Sinn, aber auch die Art akzeptierter Werbung im jeweiligen Land.
Wer mit fremdsprachigem Affiliate Marketing virtuell expandieren möchte, sollte sich daher zunächst fragen, welches Land ihm am ehesten gute Chancen auf erfolgreiche Geschäfte bietet, um sich anschließend um eine passende Affiliate Marketing Infrastruktur sowie passende Werbung zu kümmern. In allen hier genannten Phasen spielt Recherche eine große Rolle. Ohne sie wird fremdsprachiges Affiliate Marketing zum Glücksspiel: Vielleicht funktioniert es. Vielleicht nicht. Und so darf es nicht sein.
Bauen Sie Ihre Infrastruktur
Wo lohnt es sich? Die Frage sollte die erste sein, die man sich als Merchant beantwortet, wenn man seinen Kundenkreis mit fremdsprachigem Affiliate Marketing erweitern möchte. In welchem Land herrscht ein ausreichend hoher Bedarf an meinen Angeboten und wie viele konkurrierende Anbieter sind bereits dabei, diesen Bedarf zu decken? Ist der Markt jung und wachsend oder bereits fast gesättigt? Affiliate Marketing ist eine vergleichsweise risikoarme Marketingstrategie. Dennoch gilt: Wer gutes Affiliate Marketing plant, muss ein bisschen investieren, unter anderem um einen fremdsprachigen Onlineshop oder zumindest fremdsprachige Landingpages ins Netz zu stellen, was Zeit und Geld kostet. Beides sollte man nicht leichtfertig ausgeben.
Hat man sich für ein Land entschieden, stehen bereits die nächsten Recherchen und Entscheidungen an. Welche Affiliate Netzwerke sind im Land aktiv und welche Konditionen bieten sie? Wichtig ist es, sich mit dem jeweiligen Markt für Affiliate Marketing vertraut zu machen. Je nach Land dominieren unterschiedliche Werbeformen sowie unterschiedliche Provisionsmodelle das Affiliate Marketing. Aufgezeigt hat das beispielsweise die Studie „European Landscape Report“ aus dem Jahr 2011. Möglicherweise ist diese online kostenfrei abrufbare Studie heute bereits veraltet. Dennoch lohnt sich ein Blick auf sie, weil sie den Leser nach wie vor für Unterschiede zwischen den Affiliate Marketing Märkten verschiedener Länder sensibilisiert. Das kann dazu beitragen, das Misserfolgsrisiko von Anfang an zu minimieren, indem man beispielsweise berücksichtigt, welche Abrechnungsmodelle die erfolgreichen Publisher im Land wirklich locken.
Berücksichtigen sollte man bei seiner Affiliate Marketing Strategie auch die typische Art der Internetnutzung im jeweiligen Land. Laut Zahlen von StatCounter, die auf Mobithinking.com veröffentlicht wurden, kamen 2012 bereits 18 Prozent aller Seitenaufrufe in Asien von einem Mobilgerät. In Europa waren es nur 5,1 Prozent. Das bedeutet: In manch einem asiatischen Land könnte es nochmals deutlich mehr Erfolg als in Europa versprechen, seine Affiliate Marketing Strategie aufs mobile Internet auszurichten.
Beachten Sie kulturelle Unterschiede
Dass nicht unbedingt überall das Gleiche als attraktives Design gesehen wird, zeigt beispielsweise die beliebte chinesische Jobbörse 51job.com.
Viele der Banner auf dieser Seite sind relativ bunt. Sie blinken und/oder verändern sich, was eine Mehrheit europäischer Betrachter wohl eher abschrecken würde. Gerade deshalb ist die Website ein gutes Beispiel dafür, dass man eigene ästhetische Erfahrungen und Werte bisweilen in der Produktion von Affiliate Marketing Werbebannern für fremde Länder nicht als Maßstab nehmen darf. Fremde Kulturen definieren möglicherweise Schönheit anders als die eigene. Sie definieren zudem auch in anderen Bereichen andere Regeln und Tabus:
- So ist beispielsweise ein bestimmtes Grün in vielen arabischen Ländern religiösen Themen vorbehalten und man verwendet es besser nicht für ein Werbebanner.
- Das Unternehmen Henkel bekam 2013 mit vielen Ukrainern Ärger, weil es in einem TV-Spot einen blau-gelben Toilettenreiniger zeigte, der in der Toilette befestigt wurde. Blau und Gelb sind jedoch auch die Farben der ukrainischen Landesflagge, sodass sich viele Ukrainer beleidigt fühlten.
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Es gibt viele weitere Beispiele, auch für unterschiedliche Grenzen des Zulässigen und/oder Akzeptierten, wenn es um Humor oder Erotik in der Werbung geht. Mit dem falschen Werbebanner am falschen Ort kann man auch beim fremdsprachigen Affiliate Marketing viel verkehrt machen. Und Ziel des fremdsprachigen Affiliate Marketings sollte es schließlich nicht sein, viel verkehrt zu machen. Oder?
Über den Gast-Autor:
Christian Arno ist der Gründer von Lingo24, einer Übersetzungsagentur, die sich auf Website-Lokalisierung spezialisiert. Folge Lingo24 auf Twitter @l24de.
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