Es gibt ein neues Haupt-Thema in der Internet-World-Business. Und wie sollte es anders sein, lautet der Titel „Affiliate-Betrug nimmt zu„.
Anscheinend muss es nicht gerade rosig ausschauen mit dem Umsätzen der Media-Agenturen, wenn man jetzt schon versucht, Konkurrenz-Branchen ins schlechte Licht zu rücken, um dadurch wieder Kunden zu gewinnen.
So behauptet doch Wolfgang Bescheid, Chef der Online-Agentur Mediascale tatsächlich, dass 90% des Traffics im Affiliate-Marketing „verdächtig maschinengeneriert aussieht“.
Liegt diese Aussage vielleicht daran, dass die Display-Werbenetzwerke erst vor Kurzem ihre Wachstumsprognosen für 2008 nach unten korrigieren mussten und dem Affiliate-Marketing weiterhin ein Wachstum von über 25% vorausgesagt wird?
Oder woher kommt diese Annahme, dass dieser „Betrug“ nicht nur „ungerechtfertigte Marketingsbudgets zur Folge hat, sondern auch unnötig hohe Kosten für Serverparks, die für den technisch generierten Traffic angeschafft werden müssen.“
Manche Spezialisten haben vielleicht auch schon einmal was von Postview-Tracking gehört, bei dem es bei einigen Affiliates sicherlich zu erhöhtem Traffic kommt, aber auch nur zum Sale, wenn der Kunde auch wirklich kauft.
Ist es evtl. die Angst der Vermarkter, dass einige Publisher, bei denen bisher von den Kunden für teuren TKP eingekauft werden konnte, jetzt über die Affiliate-Netzwerke über Postview werben und das zu einem Bruchteil der Kosten des TKPs?
Es ist also kein „maschinengesteuerter Traffic“, sondern der selbe Traffic wie bisher, nur nicht mehr über Displayvermarkter, sondern über Affiliate-Netzwerke.
Auch Christian Bennefeld, Gründer von Etracker möchte zu diesem Thema etwas sagen und meint, dass sich bei „den sogennanten Doppelprovisionierung die Affiliates zu unrecht Provisionen erschleichen, indem sie für denselben Merchant auf mehreren Affiliate-Plattformen als Affiliate registriert sind“.
Auch dieses Thema ist nichts Neues und besteht schon, seit ich im Affiliate-Marketing tätig bin (knapp 10 Jahre). Aber gibt es wirklich noch Advertiser, die vor der Sales-Freigabe die Bestellnummern nicht abgleichen? Ich denke man sollte hier nicht annehmen, die Advertiser seinen so dumm, dieses bekannte Problem nicht zu kennen und zu agieren.
Und wie Herr Bennefeld hier auf eine „Betrugsquote“ von über 20% kommt, steht wohl auch in den Sternen. Gut er behauptet allerdings, „dass jeder fünfte in Affiliate Marketing investierte Werbeeuro, so suggerieren ÄLTERE Marktstudien, von Affiliate-Betrügern über derartige Doppelprovisionen erschliechen werden.“ Ich denke mit „älternen Marktstudien“ sind hier wohl eher Jahrzehnte gemeint.
Auch das Thema „Cookie Stuffing“ oder „Cookie Spamming“ wird mal wieder angesprochen. In anderen Berichten ist ja auch manchmal von „Cookie Dropping“ die Rede. Aber auch dieses Thema ist nichts Neues im Affiliate-Marketing. Und die Netzwerke gehen hier gegen betrügerische Affiliates bereits seit Jahren vor. Also stellt sich die Frage, warum dieses Thema immer wieder mal aufgewärmt wird und mit welchem Hintergrund.
Dazu meint Herr Bscheid von Mediascale auch noch, dass „viele Internetnutzer heute bereits Viren auf ihren Rechnern haben, ohne es zu wissen“. Werden jetzt hier Netzwerkcookies schon mit Viren verglichen? Im Detail meint er, dass „Internetnutzer dabei häufig über Toolbars, die man sich über den Browser herunterlädt, Cookies für alle möglichen Affiliate-Programme hinterlegt werden.“
Hier muss natürlich auch wieder unterscheiden zwischen Cookie-Dropping, dass wie gesagt auf jeden Fall verboten und von den Netzwerken sofort unterbunden wird und von dem Publisher-Modell Adware, d.h. es gibt ein bestimmte Publisher-Modell, bei dem sich Kunden z.b. eine kostenlose Software auf den PC laden, für das sie normalerweise bezahlen müssten und bei dem sie wissentlich akzeptieren, dass ihnen dafür Werbeanzeigen von Advertisern angezeigt werden. Dies hat allerdings nichts mit Cookiedropping zu tun, sondern mit werbefinanzierter Software. Aber auch das ist nichts Neues eigentlich für Branchen-Kenner.
Zum Abschluss meint dann noch Herr Bscheid: „Tatsächlich sei Affiliate Marketing eine so komplexe Verknüpfung aus Media und Technologie, dass ein Marketingverantwortlicher mit BWL-Studium ohne das entsprechende technische und fachliche Verständnis damit komplett überfordert sei“.
Mit dieser Aussage möchte ich meinen Bericht auch beenden 🙂 und nur noch anmerken, dass es im rein performancebasierten Affiliate-Marketing überhaupt nicht schwer ist, einfach nur eine Provision für Sales und Leads zu bezahlen, während man auf TKP-Basis über die Vermarkter teilweise über Blind-Networks seine Publisher nicht einmal zu Gesicht bekommt.
Ganz zum Schluss möchte ich noch Tibor Bauer aus dem Blog von 100partneprogramme.de zitieren: „Jeder gute Affiliate weiß: Eine gute Zusammenarbeit beruht auf Gegenseitigkeit. Denn nicht nur der Programmbetreiber steht in der Bringschuld. Sauberes Arbeiten ist nicht allein Sache des Merchants. Denn nur dadurch können die Ziele erreicht werden, die für beide Seiten akzeptabel sind.“
Ich freue mich auf eine rege Diskussion über die Kommentar-Funktion.
Weitere Beiträge dazu gibt es bei Karsten, Michael, Marcus, Henning und Superclix.