#AffiliatesAtHome – Bjoern Weiland

In unserem heutigen Interview der Reihe #AffiliatesAtHome widmen wir uns den Deal- und Schnäppchenportalen mit Bjoern Weiland (TriMeXa GmbH) als Stellvertreter der Branche.

Hallo Bjoern, schön dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst! Stell dich und TriMeXa bzw. deine Portale doch einmal für unsere Leser vor.

Bjoern Weiland – CEO & CFO TriMeXa GmbH

Hi Maria! Ich bin Bjoern, Co-Founder und Geschäftsführer der Trimexa GmbH, unter der wir mehrere große Affiliate-Projekte betreiben. Angefangen hatte alles 2008, als ich während meines Informatik-Studiums zusammen mit meinem Bruder Benjamin das Schnäppchen-Portal DealDoktor.de gegründet habe. Damals weniger aus wirtschaftlichen Interessen, sondern weil wir unsere Kommilitonen bis dato immer nur per E-Mail auf gute Deals und Spar-Angebote hingewiesen hatten und das Interesse im Studentenkreis doch recht groß war. Die Plattform bekam dann u.a. über StudiVZ und Word-of-Mouth relativ schnell immer größeren Zulauf, und damit einhergehend haben wir stetig dazugelernt, was Affiliate Marketing eigentlich bedeutet und welche Möglichkeiten es hier gibt. Wenig später haben wir Kristian Söhl, Gründer von China-Gadgets.de, kennengelernt und 2012 gemeinsam die TriMeXa GmbH gegründet. TriMeXa ist dabei verkürzt für Trimethylxanthin – zu Deutsch: Koffein – das uns bei nächtelangem Ideenschmieden und Programmieren wachgehalten hat. Über die Jahre haben wir unser Affiliate-Portfolio dann weiter vergrößert, und betreiben (bzw. sind beteiligt an) Plattformen wie MyTopDeals.net, Kostenlos.de. MonsterDealz.de, MeinBaby123.de und Handyhase.de.

Gleich zum Start die Frage: Merkt ihr durch die Corona-Krise Veränderungen oder Einschränkungen bei euch in der Branche? Hat sich euer Arbeitsalltag dadurch auch verändert – wenn ja, wie?

Es wäre zu kurz gedacht, als Internetunternehmen zu erwarten, dass wir nicht durch Corona betroffen seien. Zwar vermerken wir aktuell bei einigen unserer Portale sogar mehr Traffic als vor Corona, allerdings ist dieser deutlich schlechter „monetarisiert“ als vorher, d.h. mehr Traffic bringt dennoch weniger Umsatz. Einige unserer größten Kunden haben ihr Budget gestrichen, warten ab oder wollen Provisionszahlungen über mehrere Monate hinweg stunden. Einige Partnerprogramme wurden komplett pausiert. Das geht nicht spurlos an uns vorüber, auch wenn es natürlich andere Online-Unternehmen gibt, die es deutlich härter getroffen hat, daher will ich an dieser Stelle lieber dankbar über unser doch sehr breit gefächertes Businessmodell sein. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass wir in 3-6 Monaten mit jetzt noch unbekannten Herausforderungen kämpfen werden.

Sehr stolz bin ich allerdings darauf, dass wir all unseren 75 Mitarbeitern in kürzester Zeit einen fast nahtlosen Übergang ins Homeoffice ermöglichen konnten und der Betrieb inkl. unserer Standup-Meetings mit jeweils 30+ Personen dennoch reibungslos weiter läuft. Dazu hat unsere Infrastruktur und natürlich unser ganzes Team tolle Arbeit geleistet: NAS, VPN, Laptops, Verschlüsselung, Datenschutz und Datensicherheit sind durchweg gewährleistet und alles läuft nach minimalen Startschwierigkeiten ohne Komplikationen. Unser Team hat die Ärmel hochgekrempelt und ordentlich angepackt. Zum Hashtag #stayhome haben wir auch diverse Instagram Stories veröffentlicht mit einem kleinen Einblick in unser Homeoffice Leben 😊

TriMeXa@Home | Quelle: Instagram

Dennoch fehlt vielen von uns auch das Büroleben. Wir pflegen einen sehr lockeren, fast schon familiären Umgang, da ersetzt auch die beste Videokonferenz einfach nicht das gemeinsame Mittagessen, die Kickerpartien oder das Feierabendbier.

Es gibt sehr viele Deal- und Schnäppchenseiten auf dem Markt. Wie positioniert ihr euch in diesem Markt und wie habt ihr es geschafft euch zu etablieren?

Richtig, auch heute noch viele Deal-Portale, aber der Markt hat sich in den letzten Jahren konsolidiert, d.h. nur wenige Plattformen haben noch echte Relevanz und Reichweite. Mittlerweile kennt man sich auch untereinander und ist sich zum großen Teil sogar freundschaftlich gewogen – nicht zuletzt wegen einiger gemeinsamer Incentive-Reisen und den jährlichen Events, auf denen man sich immer trifft. Gleichzeitig muss man aber auch klar trennen zwischen Community-getriebenen Plattformen wie unseren und der Vielzahl an Gutschein-Seiten, die z.B. über „Shopname+Gutschein“ rein SEO-getrieben sind. Letztere sind extrem abhängig von Google und können somit durch ein einziges Algorithmus-Update von jetzt auf nachher massiv einbrechen, wie es die Vergangenheit auch schon gezeigt hat.

Bei den „echten“ Deal-Plattformen mit redaktionellem Content und großen Communitys muss man dann seine USPs gut ausspielen. Wir haben unsere technische Infrastruktur mittlerweile so gut professionalisiert, dass wir uns wie schon oben gesagt bei früheren Mitbewerbern (z.B. mytopdeals.net oder monsterdealz.de) gesellschaftlich beteiligt haben und dadurch den gleichen TechStack nutzen können. Wir konzentrieren uns dabei ganz auf unsere mittlerweile sehr groß gewachsene Community mit über 150.000 registrierten Nutzern allein bei DealDoktor. Als einziges Dealportal können die User bei uns selbst etwas dazuverdienen, denn für ihre Aktivitäten (z.B. Einsenden von Deals, Kommentieren, Voten, anderen Usern helfen…) bekommen sie sogenannte Heartbeats gutgeschrieben, eine interne virtuelle Währung, die sie später in BestChoice Universal- oder Amazon.de Gutscheine eintauschen können.

Darüber hinaus haben wir eine „DealDoktor Sprechstunde“, die 24/7 geöffnet ist – im Endeffekt ein Beratungsforum, in dem die User konkrete Anfragen stellen können, also z.B. den für sie persönlich am besten passenden Handytarif, die beste Kreditkarte oder ein bestimmtes Produkt,  das sie zum günstigsten Preis suchen. Gemeinsam mit unserem Expertenwissen und der Schwarmintelligenz der Community bekommt so jeder User eine ganz persönliche Beratung, sodass sie am Ende sicher sein können, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Und schlussendlich verfolgen wir als DealDoktor auch wirklich noch jeden einzelnen Deal und mischen in den Kommentaren mit, um die Community bestmöglich zu betreuen.

Von welchen Vorteilen profitieren Dealpartner im Vergleich zu anderen Publishermodellen? Bzw. mit welchen Nachteilen haben sie zu kämpfen?

Wir verfügen über sehr große Reichweiten auf verschiedene Zielgruppen, sodass wir mit dem Dealpartner auf Augenhöhe eine Vertriebsstrategie für z.B. Abverkäufe entwickeln können. Dabei nutzen wir auch selektiv nur die Zielgruppen und Kanäle, die vom Dealpartner gewünscht sind. So haben wir neben den Dealportalen auch zielgruppen-spezifische Portale für Handytarife, Technik, Eltern, Gewinnspiele, Studenten oder Gratisartikel, die wir breit gefächert über unsere eigenen Apps und App-Pushes, aber auch per Instagram, Facebook, Pinterest, Newsletter oder Blogposts ansprechen können. Besonders wichtig ist uns hierbei immer die langfristige Zusammenarbeit und ein Gespräch auf Augenhöhe: Wir versprechen nichts, was wir nicht einhalten können und geben dem Advertiser realistische Einschätzungen – und gleichzeitig lehnen wir auch regelmäßig Angebote ab, die zwar kurzfristig lukrativ wären, aber langfristig nach unserer Beurteilung weder einen Nutzen für die Community noch den Advertiser hätten.

Im Vergleich zu anderen Modellen ist dieser hohe Anspruch an die Qualität einer Kampagne auch eine Herausforderung für unsere Dealpartner: Die Kampagne muss so gut sein, dass sie einen klaren Mehrwert für die Endkunden darstellt, also für unsere User. Das steht an erster Stelle. Dafür kann der Advertiser dann aber auch sicher sein, dass er bei einer mit uns abgesprochenen und vielversprechenden Aktion eine realistische Performance-Einschätzung und entsprechend reichweitenstarke Platzierungen erhält.

Das A und O in Bezug auf Deals: Welche Tipps hast du für Advertiser und was müssen sie tun, damit ihr Deal bei euch gelistet wird?

Die Deal-Communities sind mittlerweile sehr verwöhnt. Ein einfacher Rabatt-Gutschein von 10 % ab einem Mindestbestellwert von X lockt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, damit braucht man es, abgesehen von den wirklich wertstabilen Premium-Marken (Apple, Bose, etc), eigentlich gar nicht erst zu versuchen. Auch an dauerhaft gültigen Rabatt-Aktionen haben sich die User irgendwann sattgesehen, die Advertiser müssen idealerweise kreativ werden und regelmäßig neue Aktionen starten – zeitlich verknappte und limitierte Sales ziehen hierbei am besten.

Dabei muss das Produkt (sofern vergleichbar) aber deutlich günstiger sein als das günstigste Produkt im Preisvergleich (via idealo, geizhals, billiger,de & Co.). Falls nicht oder schwer vergleichbar (z.B. Mode & Co) ziehen hohe Rabatte auf Markenartikel. Darüber hinaus darf man das Storytelling und die Verknüpfung mit Emotionen nicht unterschätzen: Auch ein nur „mittelguter“ Deal kann mit einer kreativen, lustigen oder ans aktuelle Zeitgeschehen angepassten Story über die Maße gut performen. Ganz spannend sind außerdem unsere sogenannten Bonus Deals, also Deals, bei denen wir zusätzlich noch Cashback auf einen Sale anbieten können. Spätestens dann schlägt das Schnäppchenjäger-Herz höher 😊.

Welche Art von Angeboten funktioniert bei euch besonders gut?

Habe ich ja irgendwie oben bereits beantwortet 😊 Generell kann ich aber auch noch hinzufügen, dass Deals immer dann am besten funktionieren, wenn wir im redaktionellen Artikel durch unser Expertenwissen alle Vor- und Nachteile beleuchtet haben – dadurch wissen unsere User, dass sie rundum gut beraten sind und bedenkenlos zuschlagen können, ohne sich auf negative Überraschungen einstellen zu müssen. Das stärkt langfristig den Trust sowohl für unsere Plattform als auch für den Advertiser.

Das Blocken der Browser von Third-Party-Cookies erfordert technisches Umdenken seitens der Netzwerke und der Advertiser. Welche Erfahrungen habt ihr aus Publisher-Sicht bisher gemacht und was sind eure Erwartungen für die Zukunft?

Wenn man sich nicht aktiv damit beschäftigt, geht das Thema eigentlich größtenteils an uns Publishern vorbei, da die Verantwortung auf Seiten der Netzwerke und Advertiser liegt. In deren Hände legen wir auch unser Vertrauen. Die meisten großen Netzwerke haben das Thema (hoffentlich ausreichend) auf dem Schirm und sind natürlich allein auch aus Eigeninteresse dahinter, das nahtlose Tracking weiterhin zu gewährleisten. Die Kommunikation der meisten Netzwerke an die Publisher lässt hier jedoch einiges zu wünschen übrig, d.h. man weiß aktuell nicht genau, woran man ist und muss einfach hoffen, dass das entsprechend hoch priorisiert wird.

Leider hat man aber bei der Migration von Affilinet zu Awin auch gesehen, dass es bei vielen Advertisern überhaupt nicht glatt läuft. Dutzende Advertiser haben immer noch nicht das neueste Awin-Tracking eingebaut, obwohl Affilinet längst abgeschaltet ist. Awin hatte diese kürzlich pausiert und eine entsprechende Liste herumgeschickt. Auch verzeichnen wir deutlich weniger Umsatz bei Awin als wir früher bei Affilinet verbucht hatten. Leider sind wir sehr aktionsgetrieben und konnten das bisher auch nicht an dem einen oder anderen Advertiser festmachen, vielleicht ist es auch eine Netzwerksache. Als Publisher ist man da leider immer der Gelackmeierte…

Neben der Platzierung auf eurer Webseite versendet ihr auch regelmäßig Newsletter an eure User. Welchen Anteil macht dies in eurem Unternehmen aus und wie schätzt ihr die Entwicklung und Relevanz von Schnäppchenportalen und Newsletter-Marketing für die Zukunft ein?

Dem Newslettermarketing wurde ja schon vor Jahren mal der schnelle und mal der langsame Tod bescheinigt. In diversen Tests über externe E-Mailvermarkter und deren Newsletterverteiler muss ich das leider bestätigen. Die TKPs, die wir da in mehreren Anläufen über verschiedene Anbieter und Verteiler bezahlt haben, hatten kein einziges Mal einen positiven ROI.

Unser selbst aufgebauter DealDoktor-Newsletter mit 110.000 Abonnenten ist dagegen organisch gewachsen und performt bei unserer Community sehr gut – natürlich aber auch nur bei entsprechend guten Deals. Dann kann er aber ein richtiger Katalysator sein, der über hunderte Sales entscheidet – natürlich nur wenn der Deal auch wirklich gut ist. Ich vermute einfach, das liegt im Trust, den wir mit der Marke DealDoktor mittlerweile haben. Es kommt am Ende, wie bei jedem Akquise-Kanal, einfach auf Qualität, Mehrwert, d.h. letztlich die Relevanz an. Unsere Newsletter sollen unseren Lesern einen Mehrwert bieten und/oder Nutzer erreichen, die auf anderen Kanälen nicht so aktiv sind.

Lieber Bjoern, vielen Dank für das tolle Interview und die spannenden Insights! 🙂

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