Diesen Monat freuen wir uns, eine neue Ausgabe von #AskTheExpert präsentieren zu dürfen. In dieser Reihe haben wir die Möglichkeit, einer Expertin oder einem Experten fünf präzise Fragen zu einem aktuellen Thema zu stellen. Im September beschäftigen wir uns mit dem interessanten Thema „Black Friday und Jahresendgeschäft 2024“. Zu diesem Anlass haben wir Simon Gall von blackfriday.de eingeladen, der seine wertvollen Einblicke und Fachkenntnisse mit uns teilen wird.
Was macht dich zum Experten?
Mittlerweile bin ich seit 20 Jahren im Online-Marketing tätig. Während und nach meinem Studium konnte ich zunächst wertvolle Einblicke in verschiedenen Agenturen gewinnen. Anschließend habe ich mich als Berater für SEO und SEA selbstständig gemacht. Nebenbei begann ich schon früh damit an eigenen Webprojekten zu arbeiten und diese mithilfe von Affiliate-Marketing zu refinanzieren. Seit 2012 betreibe ich die Plattform BlackFriday.de, auf der ich versuche alle Black Friday Angebote aus Deutschland zusammenzutragen. Jedes Jahr nutzen etwa 2 Millionen User das Portal, um sich über das Shopping-Spektakel und die angebotenen Deals zu informieren. Affiliate-Marketing ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Projekts und unverzichtbar für den Erfolg der Seite.
Welche neuen Strategien und Trends erwartest du für das Affiliate-Marketing im Zusammenhang mit Black Friday und dem Jahresendgeschäft 2024?
Seit einigen Jahren beobachte ich einen Trend zu immer längeren und früher startenden Black Friday Aktionen. Teilweise veranstalten Advertiser einen ganzen Black Month und beginnen dementsprechend schon am 1. November mit ihren Rabatten. Da der Black Friday 2024 am 29. November stattfindet, wären das in diesem Jahr über 4 Wochen Laufzeit. Da auch bei den vorgezogenen Aktionen die Konkurrenz stetig wächst, wird es zunehmend schwieriger mit dem Frühstart einen strategischen Vorteil zu erlangen. Ich könnte mir deshalb vorstellen, dass sich wieder mehr Advertiser auf den Ursprung des Black Fridays als einmaligen Rabatttag zurückbesinnen. Hinzu kommt, dass sich die Kunden nicht drängen lassen und ganz klar gelernt haben, dass es am Black Friday die besten Angebote gibt. Dementsprechend wartet der Großteil der Shopper mit einem Kauf bis zum großen Tag. Wer dennoch früh mit seinen Rabatten starten möchte, muss es irgendwie schaffen den Kunden glaubhaft zu vermitteln, dass die Rabatte zum Black Friday hin nicht besser werden und es sich nicht lohnt zu warten.
Ein weiterer Trend, den ich in diesem Jahr erwarte, betrifft die Wortmarke „Black Friday“. In einem jahrelangen Rechtsstreit haben wir es geschafft, die vollständige Löschung der Marke zu erwirken. Vor Kurzem wurde dies auch endlich, für jeden sichtbar, im Register des Deutschen Patent- und Markenamts umgesetzt (mehr dazu). Da für die Advertiser nun Rechtssicherheit besteht, gehe ich davon aus, dass immer mehr Aktionen einen direkten Bezug auf den „Black Friday“ nehmen und auch tatsächlich so benannt werden. Fantasienamen waren für die Advertiser eine gute Möglichkeit rechtlichen Problemen mit der Marke aus dem Weg zu gehen, für die Kunden waren sie aber oft nicht greifbar und nur schwer mit dem Black Friday in Verbindung zu bringen.
Wie schätzt du die Wichtigkeit von Black Friday und dem Jahresendgeschäft 2024 im Vergleich zu den Vorjahren ein? Gibt es bestimmte Veränderungen im Konsumentenverhalten oder im Markt, die dieses Jahr besonders prägend machen?
In Q4 2023 befand sich die Konsumflaute aufgrund von Krieg und Inflation vermutlich auf dem vorläufigen Höhepunkt. Zum Black Friday 2023 merkte man dies deutlich. Neue Rekordumsätze, wie sie in den Vorjahren üblich waren, konnte kaum ein Händler verbuchen. Nachdem die Inflation und auch die Zinsen mittlerweile wieder auf dem Rückzug sind, wird es spannend zu beobachten, ob der Konsum zum Black Friday 2024 wieder anzieht oder ob die Kaufzurückhaltung der Kunden noch anhält.
Wie können Affiliate-Marketer in der stark umkämpften Zeit rund um Black Friday und das Jahresende effektiv neue Kunden gewinnen und bestehende Kunden binden?
Wie jedes Jahr gilt es die Black Friday Aktionen für die Kunden so einfach wie möglich zu gestalten und klar und verständlich zu kommunizieren. Verzichten Sie auf komplizierte Rabattstaffeln, ausschweifende Aktionsbedingungen und Ausnahmen in Form von Sternchentexten! Bewährt haben sich zweistellige Prozente auf das gesamte Sortiment (oder Sortimentsbereiche), spezielle Black Friday Sale Kategorien oder hohe Rabatte auf Highlight-Produkte. Kommunizieren Sie einen eindeutigen Aktionsstart und aktivieren Sie Ihre Zielgruppe im Vorfeld mit einfachen Botschaften über alle Marketing-Kanäle. Am Black Friday selbst ist es erfahrungsgemäß extrem schwierig über Performance-Kanäle wie Google oder Meta spontan ausreichend Sichtbarkeit einzukaufen. Sichern Sie sich deshalb rechtzeitig die besten Platzierungen bei Affiliate-Publishern Ihres Vertrauens, um am Black Friday aus der Masse an Angeboten herauszustechen.
Welche größten Herausforderungen siehst du für Affiliate-Marketer im kommenden Black Friday und Jahresendgeschäft und wie können diese bewältigt werden?
Die größten Herausforderungen sehe ich nach wie vor bei den Themen Tracking und Sales-Attribution. Auch wenn Google kürzlich den Plan zur vollständigen Blockierung von Drittanbieter-Cookies im Chrome-Browser fallengelassen hat, führt an einem zeitgemäßen Server Side Tracking mit First Party Daten kein Weg vorbei. Aufgrund der immer schlechteren Messbarkeit sahen wir uns z.B. in den letzten Jahren gezwungen auch von Affiliate-Partnern einen fixen Unkostenbeitrag für die Veröffentlichung von Deals zu erheben. Wir würden liebend gerne wieder darauf verzichten und zu reinen Performance-Kooperationen zurückkehren. Die Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Tracking und Sales-Attribution bei allen Advertisern reibungslos funktionieren.