Die Einführung der Conversion Protection Initiative (CPI) von Awin steht kurz bevor und sorgt bereits jetzt für hitzige Debatten in der Affiliate-Marketing-Welt. Ziel der CPI ist es, ein sichereres und faireres Tracking-System für Advertiser und Affiliates zu etablieren. Während die Publisher-Community viele Aspekte der CPI positiv bewertet, sehen einige Advertiser potenzielle Herausforderungen. In diesem Beitrag werden die wichtigsten Argumente für und gegen die CPI aufgeführt.
Pro: Die Vorteile der Conversion Protection Initiative (CPI)
1. Stärkung der Transparenz und Fairness im Affiliate-Marketing
- Die CPI soll eine fairere Vergütung für Affiliates sicherstellen, insbesondere wenn es bei Advertisern zu Tracking-Ausfällen kommt. Oft erfahren Publisher von technischen Problemen erst, wenn Conversions nicht mehr korrekt erfasst werden. Durch die Einführung eines probabilistischen Tracking-Modells bei nicht implementiertem Server-to-Server-Tracking (S2S) sollen verlorengegangene Conversions dennoch geschätzt und vergütet werden.
- Bjoern Weiland, CEO von DealDoktor.de, zeigt sich optimistisch: „Endlich mehr Fairness im Affiliate-Marketing. Publisher sollen die Vergütung für ihren tatsächlichen Mehrwert erhalten, auch wenn das Tracking auf Advertiser-Seite lückenhaft ist.“
2. Schutz gegen Signalverluste und steigende Tracking-Einschränkungen
- Mit der zunehmenden Verbreitung von Ad-Blockern und Einschränkungen von Cookies (z. B. durch Browser wie Safari und Firefox) wird Tracking immer komplizierter. Durch die Einführung der CPI reagiert Awin auf diese Herausforderungen und bietet eine Alternative, die auf probabilistischen Modellen basiert. Auch ohne das traditionelle Cookie-Tracking sollen so Conversions realistisch geschätzt und vergütet werden können.
- Die CPI nutzt dafür fortgeschrittene Modellierungsmethoden und Branchendaten, um unter den neuen Datenschutzregelungen ein exaktes und regulierungskonformes Tracking sicherzustellen.
3. Förderung einer einheitlichen Tracking-Qualität im gesamten Netzwerk
- Um eine gleichwertige Basis für alle Beteiligten zu schaffen, werden Advertiser nun stärker in die Pflicht genommen, ihre Tracking-Standards zu aktualisieren. Wer bis zum Stichtag am 7. April 2025 keine Umsetzung der neuen Tracking-Standards vorweist, für den greift automatisch das alternative probabilistische Modell.
- David Lloyd, Chief Commercial Officer bei Awin, erklärt hierzu: „Die CPI garantiert Fairness und sorgt für mehr Transparenz im gesamten Netzwerk, was das Wachstum für Advertiser und Affiliates gleichermaßen fördert.“
Kontra: Die Herausforderungen und Risiken der CPI
1. Eingeschränkte Individualität bei der Modellerstellung
- Kritiker wie Leon Alex, Affiliate-Manager bei adseed, werfen der CPI vor, dass das probabilistische Modell stark auf allgemeine Branchendaten basiert. Dies könne zu Ungenauigkeiten führen, da diese Daten möglicherweise nicht jeden Einzelfall und spezifischen Advertiser realitätsnah abbilden. So befürchtet Alex, dass „die modellierten Zahlen zugunsten der Publisher und somit auch Awins ausfallen könnten.“ Ein generischer Ansatz kann problematisch sein, wenn spezifische Tracking-Anforderungen nicht abgedeckt werden.
2. Monetäre Belastung für kleinere Advertiser
- Die CPI bringt finanzielle Anforderungen mit sich, da Advertiser gezwungen sind, ihr Tracking auf das serverseitige Tracking (S2S) oder App-Tracking umzustellen. Besonders für kleinere Unternehmen könnte dies eine Herausforderung darstellen. Serverseitige Tracking-Implementierungen sind oft kostspielig und technisch aufwendig, was dazu führen könnte, dass kleinere Werbetreibende aus dem Affiliate-Marketing aussteigen müssen.
- Auch hier sieht Leon Alex ein Problem: „Für manche kleinere Advertiser könnte das das Aus für Affiliate bedeuten.“ Die CPI birgt somit das Risiko, dass das Affiliate-Ökosystem auf Dauer homogener wird und weniger Diversität bietet.
3. Abhängigkeit von Awins proprietärem Modell
- Mit der CPI geht auch eine starke Abhängigkeit von Awins probabilistischem Modell einher. Sollte das Modell in bestimmten Fällen ungenau sein, könnten Conversions falsch berechnet werden – und das zugunsten entweder des Advertisers oder des Affiliates. Zudem ist unklar, wie transparent Awin die Funktionsweise dieses Modells für seine Partner gestalten wird.
- Einige sehen die Gefahr, dass ein probabilistisches Modell, das proprietär von Awin entwickelt und kontrolliert wird, zu wenig Einblick in die genaue Berechnung der Conversion-Raten und damit der Affiliates-Vergütung zulässt.
Fazit: Ein Schritt nach vorn, aber nicht ohne Herausforderungen
Awins Conversion Protection Initiative setzt neue Standards im Affiliate-Marketing, die Transparenz und Fairness fördern und den Auswirkungen von Signalverlusten und Datenschutzverordnungen entgegenwirken sollen. Insbesondere Affiliates begrüßen die CPI, da sie eine sicherere Vergütung ihrer Conversions gewährleisten soll. Doch das neue Modell ist nicht unumstritten. Für einige Advertiser stellen die CPI-Anforderungen eine finanzielle Hürde dar, und es bleibt abzuwarten, ob die probabilistische Schätzung den tatsächlichen Daten ausreichend gerecht wird.
Insgesamt zeigt die CPI jedoch, dass Awin sich den Herausforderungen des modernen Trackings proaktiv stellt. Die Initiative ist ein wichtiger Schritt, um das Vertrauen in Affiliate-Marketing zu sichern. Ob die CPI sich langfristig als Erfolg erweist, wird von ihrer präzisen Umsetzung und der Akzeptanz innerhalb der Branche abhängen.