Am 9. November fand mit 150 Teilnehmern die sechste Auflage der Affiliate Conference im municon Tagungszentrum am Münchner Flughafen statt. Hierbei konnten sich Affiliates, Advertiser, Netzwerke und Agenturen in den drei Themenblöcken „Tipps und Insights zum Partnerprogramm-Management“, „Trends und neue Publisher-Modelle“ sowie „News und Entwicklungen der Affiliate-Netzwerke“ weiterbilden – getreu dem Motto von Albert Einstein: „Der Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens“.
Influencer – die Rising Stars im Affiliate Marketing? (Wolfgang Polzer)
Wolfgang Polzer (xpose360) präsentierte die Chancen der Kooperation mit Influencern im Affiliate-Marketing. Laut einer Nielsen Studie ist der ROI im Influencer Marketing 6 bis 11 Mal höher als in andern Marketing-Kanälen. Advertiser profitieren davon, dass die Zielgruppe Vertrauen in die Marke aufbaut und von einer großen Reichweite in sozialen Netzwerken. Bei Influencern mit sehr vielen Followern kann es zu Streuverlusten kommen. Sogenannte Micro Influencer haben zwar weniger Follower, bedienen die loyale und interaktionsfreudigere Zielgruppe aber oft besser.
Wie findet man die passenden Influencer?
- Eigene Recherche: Reichweite, Interaktionsrate, …
- Konkurrenzanalyse: mit wem hat die Konkurrenz bereits kooperiert?
- Plattformen wie Collabary und influencer.db
Bei der Zusammenarbeit gilt es folgende Punkte zu beachten:
- Influencer gleich zu Beginn einer Kampagne in die Planung miteinbeziehen
- Ziele und KPIs vorab gemeinsam definieren, auswerten und optimieren
- Spielraum für Influencer lassen – sie sind die Profis!
Da Links nicht immer einfach platziert werden können, gibt es z.B. für Instagram praktische Erweiterungen: Mit Stylepick.it werden die User auf eine vom Influencer angelegte Landing-Page und von dort in den Shop weitergeleitet. Bei Liketoknow.it können sich User registrieren und das Konto mit Instagram verknüpfen: nach Like eines durch den Influencer vertaggten Fotos erhält der User dann die Produkte, die auf dem Foto zu sehen sind, per Mail zugeschickt.
Do’s and Dont’s bei der Internationalisierung eines Partnerprogramms (Sven Metzger)
Mit einem Partnerprogramm in anderen Ländern live zu gehen, erweitert nicht nur den geschäftlichen Horizont, sondern sorgt im ersten Moment auch für viel Vorfreude. Welche Hürden jedoch zu nehmen sind, konnte Sven Metzger (Verivox) beim Start des Partnerprogramms in der Schweiz selbst miterleben.
Metzger rät bei der Internationalisierung eine Agentur mit Erfahrung und Marktkenntnissen an seiner Seite zu haben, die einem beim Aufsetzten der Programms unterstützt. Es müssen wichtige Fragen geklärt werden, schließlich lassen sich bewährte Systeme aus Deutschland nicht 1:1 in andere Länder übertragen: Welche Publisher-Modelle funktionieren in der Schweiz? Welche Partner gibt es? Sind reine CPO-Vergütungen überhaupt möglich?
DO’s: Die enge Kommunikation zwischen Publisher und Advertiser bzw. Agentur sind hier der Schlüssel zum Erfolg! Dadurch lernt man den Markt, die Kultur und saisonale Höhepunkte eines Landes besser kennen. Zu Beginn empfiehlt Metzer offen für neue Publisher-Modelle zu sein und auszuprobieren, welche davon gut funktionieren. Nach einer Trial and Error-Phase können die Weichen für die Modelle gestellt werden, die sich als erfolgreich herausgestellt haben. Während all diesen Überlegungen und Herausforderungen dürfen Ruhephasen nicht zu kurz kommen: Kurze Pausen sind hilfreich um Strategien zu überdenken und einen Überblick über den Zwischenstand des Projekts zu erhalten.
Wie Affiliates von den TV-Spots der Advertiser profitieren können (Ingo Kamps)
Mittlerweile greifen 90 % der Zuschauer während Werbeblöcken zum 2nd Screen – Ingo Kamps zeigte in seinem Vortrag auf, wie auch Affiliates diese TV-Werbespots und parallele Nutzung von Smartphones für sich nutzen können.
Voraussetzung dafür ist TV-Tracking: Eine Software scannt 24 Stunden am Tag das TV-Programm und erkennt Werbespots über Bild- und Tonabgleich. Die Advertiser selbst können dies für sich nutzen und ihre Website anpassen (Bsp. beworbenes Produkt aus dem Spot wird auf die Startseite gepusht). Affiliate-Partner wiederum können automatisiert Display Kampagnen starten und die gesteigerte Aufmerksamkeit durch den Spot nutzen. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung der gesteigerten Anfragen bei Suchmaschinen. So können innerhalb weniger Sekunden automatisiert SEA-Kampagnen gestartet und auch nach einer kurzen Zeit wieder gestoppt werden (Einfluss eines TV-Spots meist nur wenige Minuten). Auf die Werbung eines Kreditkartenanbieters kann so beispielsweise ein Affiliate im Bereich Kreditkartenvergleich Traffic auf seine Seite ziehen und zur Konvertierung bringen.
Der große Vorteil der Kopplung an die TV-Spots ist eine höhere Effizienz bei Display- und SEA-Kampagnen.
Effektives Tag-Management für das Affiliate Management (Christine Buckenmaier und Tanja Penning)
Wie kann man Pixel schnell integrieren? Wie bekommt man ein neues Partnerprogramm schnell gestartet? Diese Fragen beleuchteten Christine Buckenmaier und Tanja Penning (Nayoki) von der technischen Seite. Hierbei ging es vor allem darum, wie man die begrenzten Ressourcen Zeit, Qualität und Kosten unter einen Hut bekommt.
Durch das Nutzen eines Tag Management Systems hat man einen nur einmaligen Programmieraufwand und kann danach jegliche Pixel und Skripte schnell und flexibel einbinden, da sie nicht mehr direkt auf der Seite hart codiert werden müssen. Weitere Vorteile dadurch sind eine verbesserte Ladezeit und ein einfaches Testing von Pixeln.
Tipps – auf was sollte man bei der Auswahl eines Tag Management Systems achten?
- Support durch den Anbieter
- Kann zwischen Cookies unterschieden werden (Klick vs. View Cookie)?
- Wo werden die Daten gehostet?
Tipps zur Einbindung:
- Die von Publishern und Netzwerken gelieferten Codes abgleichen und ggf. für den jeweiligen Tag Manager anpassen
- Sind die Tags auf asynchrones Laden ausgelegt? Rücksprache halten mit Netzwerk und Publisher
- Möglichst viele Parameter berücksichtigen, um alle Werte für künftige Tags zur Verfügung zu haben
Publisher 2.0 – Verdienstmöglichkeiten für Publisher der Zukunft (Yvette Tilly und Jacqueline Koeppen)
Zu Beginn luden Yvette Tilly und Jacqueline Koeppen (advanced STORE) zu einer Zeitreise in die Mitte der 1990er Jahre und die Anfänge des Affiliate Marketings ein. Auch wenn es nicht die Geburtsstunde war, so ist doch die Kooperation von amazon mit Websites ab dem Jahr 1996 ein immer noch lebender Mythos als Beginn des Affiliate Marketings. Die Grundidee war simpel: die Präsentation von Produkten in einem passenden Umfeld. Mit der Zeit wuchsen „Cookie Monster Pages“ mit zig Bannern und Seiten mit unlesbaren Texten, optimiert für Suchmaschinen. Dank Google Updates wurden diese Seiten nach und nach abgestraft und es heißt mittlerweile „back to the future“: die sinnvolle Ausspielung von Werbung in themenrelevanten Umfeldern getreu dem Motto: content is king – context is god.
Optimiert für kontextualisierte Werbung stellten sie mehrere Tools vor: collageAd zur Erstellung von Collagen mit mehreren Produkten passend zu einem Artikel. Attraktiv ist dies für Blogger und Content-Publisher (Bsp. „Diese 10 Dinge brauchst du für deine nächste Reise“). Mit compareAd lassen sich Vergleichstabellen im Look & Feel der eigenen Website gestalten und werden automatisch aktualisiert – dies sollte natürlich auch nur im passenden redaktionellen Umfeld geschehen.
Als zusätzliche Einnahmequelle zu einer leistungsabhängigen Provision haben Affiliates mittlerweile auch die Möglichkeit, Daten zu monetarisieren, die sie auf ihrer Website sammeln können. Diese können legal auf Datenmarktplätzen angeboten werden und werden von Unternehmen genutzt um die gewünschte Zielgruppe gezielt anzusprechen. Gerade solange noch eine Vergütung nach „last cookie wins-Prinzip“ vorherrscht, ist dies für Affiliates eine weitere interessante Re-Finanzierungsmöglichkeit.
Last Klick war gestern – wie zeitgemäße Attribution den Marketing Mix im Affiliate-Kanal verstärkt (Stefanie Bröker)
Stefanie Bröker (zanox) zeigte anhand einer firmeninternen Case-Study aus dem Bereich Fashion auf, wie durch eine konkretisierte Customer Journey Bewertung der einzelnen Publisher-Kanäle die Reichweite als auch der Umsatz gesteigert werden konnten. Hierzu wurde die Customer Journey von Neu- und Bestandskunden genauer unter die Lupe genommen: Betrachtet wurden alle Affiliate Touchpoints, bevor ein Sale generiert wurde. Hierbei wurde zwischen der Customer Journey von Desktop und mobilen Endgeräten unterschieden.
Das Ergebnis zeigt, dass Gutscheinpartner auf mobilen Endgeräten die stärksten Steuerungselemente sind, wenn es um Neukundengewinnung geht. Hier wurden 40% aller Sales über Gutschein-Publisher initiiert und abgeschlossen. Für Bestandskunden hingegen sind Blogs und Content-Partner klare Inspirationsquellen vor dem Kauf eines Produktes. Durch genauere Betrachtung der Customer Journeys, bei denen Blogs einen Kaufabschluss initiierten, kommt Bröker zur Erkenntnis: „Blogs inspirieren & informieren – Shopping, Cashback und Gutschein konvertieren“. Bei den Customer Journeys, bei denen Blogs an letzter Stelle standen, fanden die meisten Touchpoints der Journey über Content Publisher statt.
Eine Pay-per-Assist Kampagne mit dem Fashion-Shop Boden, bei der es 1 € on Top Vergütung pro Assist, ein Gewinnspiel und ein Willkommens-Geschenk gab, führte zu folgendem Ergebnis:
- 61% Umsatzsteigerung
- 19% Reichweitensteigerung
- 17€ für jeden investierten Euro
- 333 Assists
Nach dieser Kampagne zählen jetzt 7 der beteiligten Publisher zu den Top 30 Content-Partnern.
Abschließend sprach Bröker 4 Handlungsempfehlungen aus:
- Ziele definieren
- Analyse der Netzwerk- und Advertiser Daten
- Investition von Werbebudget in hochwertige Platzierungen
- Assist Vergütungsmodelle mit ausgewählten Publishern testen
Panel-Diskussion: „Trends im Affiliate Marketing“
Zum Abschluss der Affiliate Conference folgte noch eine Panel-Diskussion zu den Trends im Affiliate-Marketing mit Branchen-Vertretern der Affiliates, Merchants, Agenturen, Public- und Private Networks. Dabei wurden aktuelle Probleme der Publisher diskutiert, sowie die Frage warum sich Advertiser für ein Private Network interessieren und was derzeit die Probleme der Public Networks sind. Auch die Frage, warum eine Provisionierung auf Customer-Journey-Basis aktuell immer noch von sehr wenigen Advertisern eingesetzt wird, wurde umfassend erörtert.
Networking im Airbräu
Im Anschluss an die Konferenz fand dann die 22. Affiliate NetworkxX statt. Über 450 Affiliates, Advertiser, Agentur-Mitarbeiter und Vertreter der Affiliate-Netzwerke trafen sich dabei zum gemeinsamen Networken und Erfahrungsaustausch.
Fotos von der Affiliate Conference 2016 gibt es hier.