Teil 4: Künstliche Intelligenz und Tracking 2025: Wie Technologie das Affiliate-Marketing verändert

In dieser mehrteiligen Artikelserie von Affiliate-Experte Markus Kellermann beleuchten wir die zentralen Entwicklungen und Herausforderungen im Affiliate-Marketing. Nach einem Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Werbeausgaben in den vorangegangenen Teilen, steht nun die Rolle der künstlichen Intelligenz und die Zukunft der Tracking-Technologien im Fokus. KI ist längst kein Trend mehr, sondern ein fester Bestandteil der Branche, der Unternehmen dabei hilft, Prozesse zu optimieren und Umsätze zu steigern. Gleichzeitig bleibt die präzise Leistungsmessung und der Übergang zu einer cookielosen Zukunft eine der größten Herausforderungen für die Branche. In diesem Teil zeigen wir, wie KI und moderne Tracking-Lösungen die Affiliate-Branche voranbringen und welche Chancen sich daraus für 2025 ergeben.

In den vergangenen Jahren hat sich künstliche Intelligenz von einem innovativen Trend zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Marketings entwickelt

Mit Anwendungen, die von der Personalisierung von Werbung über die automatisierte Content-Erstellung bis hin zu prädiktiven Analysen reichen, ermöglicht KI Unternehmen eine bislang unerreichte Effizienz und Präzision. Dadurch können Werbebudgets gezielter eingesetzt und Kundenbedürfnisse besser verstanden werden. Selbst kleine Unternehmen profitieren zunehmend von benutzerfreundlichen Tools wie ChatGPT oder KI-gestützten Analyseplattformen. Angesichts der Digitalisierung und des wachsenden E-Commerce wird KI immer essenzieller, um komplexe Datenmuster zu analysieren und in Echtzeit darauf zu reagieren.

Werbetreibende setzen KI ein, um hochrelevante Kampagnen zu entwickeln und die Customer Journey zu optimieren. Sie ist nicht mehr nur eine Option, sondern ein Muss, um im Wettbewerb zu bestehen und langfristigen Erfolg zu sichern. Die Bedeutung von KI spiegelt sich auch in den steigenden Investitionen wider. Laut einem Bericht von Deloitte und dem IAB Europe wird das KI-Investitionsvolumen in Europa für 2024 auf 47,6 Milliarden USD geschätzt. Eine Umfrage von Fiverr zeigt, dass 81 % der Teilnehmer:innen KI bereits in ihren Unternehmen implementiert haben, um Prozesse zu optimieren und Umsätze zu steigern. Die Technologie wird vor allem in den Bereichen Chatbots und Personalisierung (jeweils 31 %), Datenanalyse (29 %), Preisoptimierung (28 %) und Marketingkampagnen (27 %) eingesetzt. Besonders zur Weihnachtssaison planen 45 % der Befragten, in Tools wie ChatGPT zu investieren, während 44 % KI entlang der gesamten Customer Journey einbinden möchten.

Auch im Affiliate-Marketing spielt KI eine zentrale Rolle

Laut dem Affiliate-Trend-Report sehen 58 % der Advertiser KI und Machine Learning als wichtigstes Trend-Thema für 2025 an. Im Vorjahr waren es zwar noch 74 %, was jedoch darauf hinweist, dass KI inzwischen zum Mainstream geworden ist. Auch für 69 % der Affiliates und 68 % der ANT ist KI das mit Abstand wichtigste Thema für 2025 in der Affiliate-Branche. Die Nutzung von KI-Tools ist weit verbreitet: 68 % der Advertiser, 86 % der ANT und sogar 93 % der Affiliates setzen aktiv auf diese Technologien. Viele Branchenteilnehmer:innen erhoffen sich durch den Einsatz von KI erhebliche Wettbewerbsvorteile. So konnten 43 % der Affiliates mit Hilfe von KI bereits konkrete Wachstumschancen realisieren. Zudem planen 71 % der Advertiser und 68 % der ANT, ihre Investitionen in KI im Jahr 2025 weiter auszubauen.

KI bietet darüber hinaus enorme Chancen für das Wachstum im Affiliate-Marketing. Ein Beispiel ist „Perplexity Shopping“, ein neues KI-gestütztes Feature, das den Kaufprozess für Nutzer:innen vereinfachen und gleichzeitig neue Umsatzmöglichkeiten für Affiliates schaffen soll. Die Plattform ermöglicht gezielte Produktsuchen, Preisvergleiche und Rabatte, ohne dass externe Websites besucht werden müssen. Funktionen wie „Snap to Shop“, bei der Produkte über Bilder gefunden werden, können die Conversion-Rates steigern und eine stärkere Kundenbindung erzeugen. Affiliates profitieren von Revenue-Sharing-Modellen und KI-gestützter Personalisierung, die es ihnen ermöglicht, gezielt Nischen zu bedienen. Trotz Herausforderungen wie Datenschutzfragen und dem potenziellen Verlust klassischer Affiliate-Links bietet „Perplexity Shopping“ spannende Perspektiven für die Zukunft des Affiliate-Marketings. Es erfordert jedoch Mut und strategische Anpassungen, um das volle Potenzial dieser Technologien auszuschöpfen.

Fazit

Zusammenfassend ist künstliche Intelligenz aus dem Affiliate-Marketing nicht mehr wegzudenken. Sie bietet enorme Potenziale, Prozesse zu optimieren, Umsatzchancen zu steigern und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Obwohl Herausforderungen wie Datenschutz und technologische Anpassungen bestehen, wird KI als Treiber für Innovation und Effizienz in der Branche eine immer bedeutendere Rolle einnehmen.

Die Leistungsmessung bleibt auch 2025 ein zentrales Thema der Branche

Die präzise Leistungsmessung von Transaktionen und der Übergang zu einer cookielosen Zukunft werden auch 2025 zentrale Themen in der Affiliate-Branche bleiben. Für 52 % der Advertiser und 49 % der Affiliate-Netzwerke und Technologien (ANT) rangieren Attribution und Customer-Journey-Messung nach KI an zweiter Stelle der wichtigsten Affiliate-Trends. Und auch die Themen Cookieless Future haben für 36 % der Advertiser, 33 % der Affiliates und 35 % der ANT eine hohe Priorität.

Damit Affiliate-Marketing langfristig erfolgreich bleibt, ist eine umfassende Performance-Messung des Kanals essenziell. Nur so können alle Beteiligten von nachhaltiger Rentabilität profitieren. Zwar hat Google im Juli 2024 angekündigt, Drittanbieter-Cookies in Chrome weiterhin zuzulassen – entgegen früheren Plänen, diese standardmäßig zu blockieren. Dennoch führen Trackingverluste, die durch fehlende Einwilligungen oder den schleppenden Wechsel zu First-Party-Tracking entstehen, zu erheblichen Unsicherheiten. 26 % der Affiliates stehen laut dem Trend-Report vor der Frage, ob sie sich vom Affiliate-Kanal abwenden und sich stattdessen sichereren Einkommensquellen zuwenden, sollten sich die Trackinggenauigkeit und die daraus resultierenden Provisionen nicht verbessern. Der Wert ist damit mehr als doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr (11 %) und zeigt die aktuelle Unsicherheit der Affiliates.

In der Praxis zeigt sich auch, dass Affiliates zunehmend zögerlich sind, neue Programme zu integrieren, wenn die Rentabilität unklar ist

Um Verluste durch unzureichendes Tracking auszugleichen, gewinnen fixe Integrationsgebühren und Werbekostenzuschüsse für prominente Platzierungen an Bedeutung. Dabei sehen 52 % der Affiliates Browsersanktionen, 40 % ein fehlendes Cross-Device-Tracking und 38 % die Blockierung von Cookies durch AdBlocker als größte Herausforderungen im Affiliate-Marketing für 2025. Parallel dazu wünschen sich 64 % der Affiliates mehr Transparenz und tiefere Einblicke in die Tracking-Logik, während 43 % ein sicheres Tracking fordern. Die Relevanz dieser Themen spiegelt sich auch in den Wachstumserwartungen wider: 62 % der Affiliates sehen das größte Potenzial in einem verbesserten Tracking.

Erfreulicherweise haben bereits 49 % der Advertiser First-Party-Tracking – sei es über Containertags oder Subdomains – sowie First-Party-Tracking in Kombination mit Server-to-Server-Tracking implementiert, um eine höhere Trackingsicherheit zu gewährleisten. Weitere 26 % planen eine Umsetzung für 2025. Dennoch arbeiten 16 % der Advertiser nach wie vor mit veraltetem Third-Party-Tracking. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich die Branche bei der Einführung zukunftsweisender Messmethoden gut aufgestellt: 90 % der Advertiser betrachten Server-to-Server-Tracking als die Schlüsseltechnologie für die Zukunft des Affiliate-Marketings, während 38 % First-Party-Tracking priorisieren. Andere Ansätze wie Login-Systeme (14 %), Fingerprint-Methoden (17 %), Bouncless Tracking (17 %) und Kohorten-Tracking (10 %) spielen dagegen eine eher untergeordnete Rolle.

Auch die Affiliate-Netzwerke und Technologien entwickeln neue Ansätze, um Tracking-Herausforderungen zu begegnen

Ein Beispiel hierfür ist die kürzlich von Awin vorgestellte „Conversion Protection Initiative“ (CPI). Dieses Modell verlagert einen Teil des Geschäftsrisikos zurück an die Advertiser, indem es Trackingverluste ausgleicht und Affiliates bei vermeidbaren Trackingabweichungen entschädigt. Das probabilistische Tracking-Modell schätzt verloren gegangene Conversions und garantiert Affiliates eine faire Vergütung, insbesondere angesichts strenger Datenschutzauflagen und Signalverluste. Auch Admitad hat mit der Loss Adjustment Policy ein ähnliches Modell angekündigt.

Während Affiliates die Initiative als wichtigen Schritt hin zu mehr Schutz und Vergütungssicherheit begrüßen, äußern Advertiser Bedenken. Für kleinere Unternehmen könnten die damit verbundenen Kosten und die Abhängigkeit von einem proprietären System problematisch sein. Der Erfolg dieses Modells wird maßgeblich davon abhängen, wie präzise und akzeptiert es umgesetzt wird. Es bleibt abzuwarten, ob andere Netzwerke ähnliche Maßnahmen ergreifen und welche Auswirkungen dies auf die Branche haben wird. Zusätzliche Dynamik könnte die Einführung der View-Through-Attribution (VTA) für Apple Search Ads entfalten, die 2025 das Affiliate-Marketing stärken könnte. Die Erweiterung der Apple Ads Attribution API ermöglicht es, Conversions aus Impressionen präziser zu messen und Post-View-Tracking zu etablieren. Funktionen wie das „claimType“-Feld, das zwischen Klick- und Impression-basierten Installationen unterscheidet, sowie das „ImpressionDate“ tragen zu einer höheren Transparenz und verbesserten Performance-Messung bei. Für Affiliate-Marketer eröffnet dies neue Möglichkeiten, Post-View-Conversions besser anzuerkennen, Advertiser zu überzeugen und Kampagnen gezielter zu optimieren.

Fazit

Das Affiliate-Marketing steht also auch 2025 vor bedeutenden Herausforderungen, aber auch vielversprechenden Innovationen. Fortschritte bei Tracking-Technologien wie Server-to-Server- und First-Party-Tracking sowie neue Ansätze wie probabilistisches Tracking und die Integration der View-Through-Attribution bieten Lösungen für aktuelle Probleme. Um jedoch langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Branche weiterhin in transparente, zuverlässige und datenschutzkonforme Messmethoden investieren. Nur so können die Interessen von Advertisern, Affiliates und Netzwerken gleichermaßen gewahrt und das Wachstumspotenzial des Kanals voll ausgeschöpft werden.

Markus Kellermann
Markus Kellermannhttps://www.affiliateblog.de
Markus Kellermann ist bereits seit 1999 im Online-Marketing tätig und Geschäftsführender Gesellschafter der Digital-Marketing-Agentur xpose360 GmbH mit Sitz in Augsburg. Als Autor hat Markus Kellermann bereits eine Vielzahl von Artikeln in Fachmagazinen publiziert. Zudem organisiert er mit der Affiliate Conference, dem Affiliate Innovation Day und der Influencer Conference drei der bedeutendsten Online-Marketing-Veranstaltungen und betreibt neben dem Affiliate-Portal affiliateBLOG.de auch den Podcast Affiliate MusixX.
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