In dieser mehrteiligen Artikelserie von Affiliate-Experte Markus Kellermann analysieren wir die sich rasant verändernde Landschaft des Affiliate-Marketings. Nach einem Fokus auf wirtschaftliche Entwicklungen, Werbeausgaben und technologische Fortschritte widmen wir uns in diesem fünften Teil den Unsicherheiten, mit denen Affiliates 2025 konfrontiert sind. Strengere Google-Standards, die Einführung von KI-gestützten Suchergebnissen und verändertes Nutzerverhalten stellen Affiliates vor große Herausforderungen. Welche Strategien notwendig sind, um sich in diesem dynamischen Umfeld zu behaupten, und welche Chancen trotz der Risiken bestehen, wird in diesem Beitrag beleuchtet.
Unabhängig von den Herausforderungen im Tracking-Bereich stehen Affiliates 2025 vor weiteren erheblichen Unsicherheiten.
So setzte Google im Mai 2024 mit seinem „Site Reputation Abuse“-Algorithmus strenge Standards für die Qualität von Affiliate-Inhalten und Drittanbieter-Content durch. Die schrittweise Umsetzung dieser Maßnahmen erreichte am 25. September einen Wendepunkt, als der Affiliate-Bereich von „Forbes Advisor“ laut Sistrix erhebliche Sichtbarkeitsverluste hinnehmen musste. Diese Rückgänge waren offenbar keine Folge manueller Maßnahmen, sondern algorithmischer Abstrafungen, die auch andere große Plattformen wie Forbes, APNews und CNN trafen. Diese Entwicklungen, die Teil von Googles umfassendem „Super Update“ sind, verfolgen das Ziel, Suchergebnisse transparenter und qualitativ hochwertiger zu gestalten. Für die SEO- und Affiliate-Branche bedeutet dies jedoch erhebliche Herausforderungen: Künftig wird Qualität und die sorgfältige Überprüfung von Content entscheidend sein, um in Googles Rankings weiterhin zu bestehen.
Einführung von AI Overviews in den Google-Suchergebnissen
Auch die Einführung von AI Overviews in den Google-Suchergebnissen, in derzeit 100 Ländern, stellt eine potenzielle Gefahr für Affiliates dar, da diese umfassenden, KI-generierten Zusammenfassungen Nutzern direkt Antworten auf ihre Suchanfragen liefern, ohne dass sie auf externe Websites klicken müssen. Dies könnte zu einem erheblichen Rückgang des organischen Traffics führen, da weniger Nutzer:innen Affiliate-Seiten besuchen, um detaillierte Informationen oder Empfehlungen zu erhalten. Wenn Google selbst zur primären Anlaufstelle für Informationen wird, könnten Affiliates zunehmend an Sichtbarkeit und Einnahmen verlieren, was langfristig ihre Existenz gefährdet, wenn sie auf den Google-Traffic angewiesen sind.
Parallel dazu verändert der zunehmende Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT und SearchGPT das digitale Verhalten vieler Nutzer:innen grundlegend. Immer mehr Menschen greifen für Informationsrecherchen auf diese Modelle zurück, da sie präzise und kontextualisierte Antworten liefern – ohne die Notwendigkeit, sich durch unzählige Links zu klicken. Google dient in diesem Szenario zunehmend nur noch als Werkzeug, um gezielt bestimmte Websites aufzurufen. Diese Veränderung spiegelt sich auch im Nutzerverhalten wider: Während zu Beginn etwa eine Stunde pro Tag für GPT-Tools aufgewendet wurde, liegt dieser Wert inzwischen bei vielen Nutzern bei zwei Stunden.
Die Auswirkungen auf das Affiliate-Marketing sind tiefgreifend.
Gartner prognostiziert, dass der Suchverkehr bis 2026 um bis zu 25 % zurückgehen könnte. KI-Modelle, die direkte Antworten bereitstellen, verringern die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer auf Affiliate-Links klicken, was wiederum den organischen Traffic reduziert. Darüber hinaus stellt die Optimierung für KI-gestützte Suchanfragen neue Anforderungen an die SEO-Strategie, insbesondere im Hinblick auf die Anpassung an natürliche Sprachmuster. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Nutzer:innen an schnellen, relevanten und personalisierten Content, was die Bedeutung hochwertiger Inhalte weiter verstärkt.
Eine weitere Herausforderung für Affiliates ergibt sich aus Googles aktuellen Tests, bei denen Gutscheincodes direkt in den Snippets der Suchergebnisse angezeigt werden – auch in der deutschen Version. Diese Codes können mit einem Klick kopiert und direkt auf den entsprechenden Websites genutzt werden. Dieses Feature könnte den Traffic auf Gutschein-Portalen signifikant reduzieren, da Nutzer keine Notwendigkeit mehr sehen, die Anbieter-Websites zu besuchen.
In den USA experimentiert Google zusätzlich mit KI-basierten Produktempfehlungen, die Nutzer:innen in den Suchergebnissen direkt Vorteile und passende Produkte präsentieren. Für Affiliates, die auf Google-Traffic angewiesen sind, birgt dies erhebliche Risiken, da Google durch eigene Empfehlungen den Traffic für Produktvergleichsseiten und Affiliate-Links reduzieren könnte. Es besteht die Sorge, dass Google zunehmend als zentraler Marktplatz agieren und den Kaufprozess kontrollieren könnte, was sowohl Affiliates als auch Online-Shops benachteiligt.
Fazit
Diese Entwicklungen finden auch im Affiliate Trend-Report klare Bestätigung. 43 % der Affiliates sehen als zweitwichtigstes Trendthema für 2025, dass es Affiliate-Seiten zunehmend schwerer fallen wird, gute Rankings bei Google zu erzielen. Zudem betrachten 78 % der Affiliates die direkte Anzeige von Coupons durch Google als potenzielle Gefahr für Gutschein-Affiliates. Bereits 27 % berichten von Trafficverlusten infolge von Spam-Core-Updates, und 36 % sehen durch AI-Overviews ein Risiko für weitere Rückgänge im Traffic.
Das Affiliate-Marketing könnte also 2025 vor einem Paradigmenwechsel stehen, der durch strengere Qualitätsstandards, die wachsende Nutzung von KI und verändertes Nutzerverhalten geprägt ist. Google setzt mit algorithmischen Updates und neuen Features wie der Anzeige von Gutscheincodes direkt in den Suchergebnissen Affiliates zunehmend unter Druck. Gleichzeitig erfordert die zunehmende Dominanz von KI-gestützten Suchanfragen neue SEO-Ansätze und eine Fokussierung auf hochwertigen, nutzerzentrierten Content. Nur durch Anpassung an diese Entwicklungen und proaktives Handeln können Affiliates ihre Position in einem dynamischen Markt behaupten und langfristig erfolgreich bleiben.