Nachdem bereits im letzten Monat eine Studie zur möglichen Situation des E-Commerce im Jahre 2020 veröffentlicht wurde, folgte nun eine weitere, die sich mit dem E-Commerce 2025 beschäftigt. Nach dieser könnte in den Industrieländern in zehn Jahren der Anteil des E-Commerce am weltweiten Gesamthandelsvolumen rund 40 Prozent ausmachen. In den Schwellenländern wurden immerhin 30 Prozent erreicht. Aktuell liegt der Anteil des globalen Onlinehandels bei etwa acht Prozent.
Wiederum wurden im Rahmen der Studie vier unterschiedliche Szenarien zu einer eventuellen Entwicklung durchgespielt. Im Fokus stand die Rolle, die die Logistik in den nächsten Jahren einnehmen wird. Immerhin war die Deutsche Post DHL Auftraggeber für die Studie mit dem Titel „Global E-Tailing 2015“. Die Erhebung wurde vom Beratungsunternehmen Z_punkt gemeinsam mit dem Trendforschungsinstitut See More durchgeführt. Weiterhin waren internationale Experten aus Handel, Logistik und Forschung daran beteiligt.
Auf Grundlage einer Analyse wichtiger Einflussfaktoren bezüglich gesellschaftlicher, technologischer und politischer Voraussetzungen entwarfen die Studienautoren vier Visionen, wie künftig die Online-Einkaufswelt für Unternehmen und Verbraucher aussehen könnte. Die erste Vision beschäftigte sich mit Handelsunternehmen, die vorzugsweise auf Multichannel vertrauen. Dabei haben die Verbraucher jederzeit die Möglichkeit zum Einkaufen, egal, ob über Smartphone, öffentliches Interface oder in einem Ladengeschäft, wobei letzteres allerdings vor allem als Showroom zu verstehen ist. Der Begriff Convenience ist ein Schlüsselbegriff dieser Welt. Zeitnahe Lieferungen an jeden Ort werden zum Standardservice. Wesentlich für den Erfolg ist aber immer noch der günstige Preis der Ware.
Das zweite Szenario setzt eine kaufkräftige Mittelschicht voraus, die weltweit anzutreffen ist. Individuelle Lebensformen und das Streben nach Selbstverwirklichung stehen im Mittelpunkt. Daher sind Lifestyle-Communitys prägend für den Online-Handel. Sie haben einen großen Einfluss auf das Kaufverhalten vieler Bevölkerungsschichten. Der stationäre Handel bietet Erlebniskäufe, im Internet steht der Mainstream-Markt im Mittelpunkt. Sogenannte Wearables sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Ähnlich geht es im dritten Szenario zu, wo tragbare Geräte wie Datenbrillen fest zum Leben des modernen Menschen dazugehören. Die Gesellschaft ist digitalisiert, die Produktion automatisiert, der Handel findet vorrangig online statt. Die individuelle Kundenberatung wird von Avataren übernommen. Sie kümmern sich zum Beispiel auch darum, dass ihre realen Abbilder mit Waren des täglichen Bedarfs versorgt werden. Die Angebote der Webshops werden von den Shopbetreibern in Echtzeit den Kundenprofilen angepasst. Große Städte können sich über Same-Day-Delivery als Standard freuen. Weiterhin werden von zahlreichen Logistikunternehmen Lieferketten angeboten, die gegen Produktpiraterie geschützt sind.
In der letzten Vision kam es in der Vergangenheit nochmals zu einer globalen Finanzkrise, die die Energie- und Rohstoffkosten erheblich anstiegen ließ. Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz stellen daher die Basis dieses Szenarios dar. Handel wird hauptsächlich regional betrieben, Sharing und Leasing haben eine weite Verbreitung. Zudem wird getauscht und vieles selber gemacht. Das spiegelt sich ebenfalls in den Dienstleistungen der Logistikunternehmen wider. Neben klassischen Versorgungslösungen sind sie Ansprechpartner für Reparaturservices und Ersatzteillogistik.
Wie die Zukunft tatsächlich aussehen wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, dass die Menschen auf Logistikleistungen nicht verzichten können, sofern sich die Welt wenigstens in eine Richtung der durchexerzierten Szenarien entwickelt. Das wiederum bedeutet nicht nur eine schon jetzt beginnende Vorbereitung auf die Zukunft bei den Logistikunternehmen, sondern ebenfalls bei den Händlern. Experten fordern bereits seit Längerem von diesen ein Umdenken.
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